Eisenbahngeschütze

 

Die 15-cm-K.(E) war ein 15-cm SK L/40 Marinerohr, welches auf ein 20,1 m langes dreiachsiges Fahrgestell montiert worden war. Die Lafette war zum Rundumfeuern ausgelegt. Zu diesem Zweck mussten an den Seiten Stützen ausgefahren werden, um ein Umkippen des Fahrgestells beim Feuern zu verhindern. Als Munition konnte die 15-cm-K. Granate 18 und die Marine-Sprenggranate L/41 Kz verschossen werden. Bei einer V0 von 805 m/s konnte eine Reichweite von 22500 m erreicht werden. Das Gesamtgewicht der Kanone betrug 74000 kg. Die ballistischen Leistungen der Marinerohre sowie die Trefferwirkung konnten jedoch nicht überzeugen.

Als Konsequenz montierte man nun die Rohre der 17-cm SK L/40 auf die Fahrgestelle, das Geschütz hieß nun 17-cm-Kanone (E). Als Munition konnten die Marinegranaten L/4,7 verschossen werden, die bei einer V0 von 860 m/s eine Reichweite von 26100 m erreichten. Auch hier konnte das Rohr um 360° gedreht werden.

Die nächste Entwicklung von Eisenbahngeschützen mit Marinerohren war die 20-cm Kanone (E), bei denen 12150 mm lange 20,3-cm SK C/34 Marinerohre auf ein 19445 mm langes Fahrgestell montierte. Als Munition fanden die Marine-Sprenggranate L/4,7 Kz Verwendung. Die V0 der Geschosse betrug 925 m/s, was eine Reichweite von 36400 m erbrachte. Zu spät wurde vom Heereswaffenamt erkannt, dass hier ein neues Kaliber geschaffen wurde. Insgesamt wurden nur 8 Geschütze gebaut, von denen sechs 1944 in der Normandie von den Alliierten erbeutet wurden.

Ein dem berühmten Paris-Geschütz des ersten Weltkrieges nachempfundenes Geschütz war die 21-cm K 12 (E). Hier hatte man ein 33300 mm langes Rohr auf ein 45050 mm langes, achtzehnachsigen Fahrgestell gelagert. Das Gesamtgewicht in Feuerstellung betrug 308000 kg. Als Munition wurde die Granate 35 verwendet, die 107,5 kg wog. Das Geschütz hatte eine maximale Reichweite von 115000 m, was die größte Reichweite eines Geschützes im 2. Weltkrieg bedeutete. Die erste Waffe wurde im März 1939 an die Truppe übergeben. Ein zweites Geschütz, die 21-cm K 12 N, wurde im Juli 1940 übergeben. Insgesamt wurden während des Krieges von der Batterie 701, wo die Geschütze im Einsatz standen, 83 Schuss verfeuert!! Das Geschütz hatte kein Seitenrichtfeld. Zum Richten der Waffe musste diese auf eine Drehscheibe oder in eine Schießkurve gestellt werden.

Die 24-cm Theodor-Kanone (E) waren 9550 mm lange Marinerohre der Deutschlandklasse von 1904, die auf ein 18450 mm langes Fahrgestell gebettet wurden. Die Kanone wog 94000 kg, als Munition diente die Marine-Sprenggranate L/4,2 Bdz und Kz mit einem Gewicht von 148,5 kg. Bei einer V0 von 810 m/s wurde eine maximale Schussweite von 26750 m erreicht. Insgesamt wurden drei Geschütze gebaut.

Ein weiteres Geschütz mit dem Kaliber 24 cm war die  Theodor-Bruno-Kanone(E). Die 8400 mm langen Marinerohre stammen von den Schlachtschiffen der Wittelsbach-Klasse und wurden auf ein 20700 mm langes Fahrwerk gebettet, was einem Gewicht von 95000 kg ergab. Als Munition diente die 977 mm lange und 151 kg schwere Marine-Sprenggranate L/4,1. Insgesamt wurden 6 Geschütze produziert.

Die 28-cm kurze Bruno-Kanone (E) hatte ein Kaliber von 28 cm. Die 11200 mm langen Marinerohre 28-cm SK L/40 wurden auf ein 10-achsiges Fahrgestell mit 22800 mm Länge gebettet. Die Wiege war mit zwei hydraulischen Rohrrücklaufbremsen und einem hydropneumatischen Vorholer ausgestattet. Das Seitenrichtfeld betrug 1°. Verschossen wurde die 1143 mm lange und 240 kg schwere Marine-Sprenggranate L/4,1. Die V0 betrug 820 m/s, die Schussweite 29500 m. Insgesamt wurden acht Geschütze gebaut.

Das zweite Eisenbahngeschütz mit gleichem Kaliber war die lange Bruno-Kanone (E). Hier war das 12735 mm lange Marinerohr SK L/45 auf ein 22800 mm langes Fahrgestell montiert worden. Als Munition wurde die 302 kg schwere und 1006 mm lange Marine-Sprenggranate L/3,6 verwendet. Die V0 betrug856 m/s, die Reichweite 28500 m. Insgesamt drei Stück gebaut.

Bei der schweren Bruno-Kanone (E) wurden 28-cm Küstenkanonen L/42 auf das 22800 mm lange Fahrgestell gesetzt. Das Gesamtgewicht betrug  118000 kg. Es wurde die gleiche Munition wie bei der langen Bruno-Kanone (E) verwendet, die V0 betrug 845 m/s, die maximale Reichweite 29400 m.

Auf Grund der mangelnden Reichweite und der Innenballistik wurde ein neues Geschütz, die 28-cm Neue Bruno-Kanone (E) entwickelt. Das 16400 mm lange Rohr war in einem 24880 mm langen Fahrgestell gebettet. Das Gesamtgewicht betrug 150000kg. Als Munition fand die 1335 mm lange und 255 kg schwere 28-cm Granate 39 Verwendung. Die V0von 985 m/s brachte das Geschoss auf eine Reichweite von 46600 m, was das Waffenamt immer noch enttäuschte, so dass die Produktion nach 3 Stück wieder eingestellt wurde.

Die 28-cm-Kanone 5 (E) hatte ein 21538 mm langes Rohr, welches auf ein 12-achsiges Fahrgestell mit 21934 mm Länge montiert war. Das Gesamtgewicht betrug 218000 kg. Verschossen wurde die 1276 mm lange und 255 kg schwere 28-cm Granate 35. Die V0 betrug 1130 m/s, die Reichweite 62400 m. Die Granate trug zwölf Weicheisenrippen, die in die Züge der Rohre passten. Außerdem gab es noch sechs Vielzugmuster, aus deren Rohre die 248 kg schwere Raketen-Granate 4341 verschossen werden konnte. Die Schussweite konnte mit dieser Granate auf 87000 m vergrößert werden, die Trefferlage betrug 1400 m. Eine weitere Schussweitensteigerung brachte das 31-cm-PPG (Peenemünder Pfeilgeschoss), die aus Rohren ohne Züge verschossen wurden. Das 136 kg schwere und 2012 mm lange Geschoss erreichte eine V0 von 1420 m/s und damit eine Reichweite von 150000 m. Insgesamt wurden 25 Geschütze gebaut und auf die Batterien 712, 713 und 765 mit je 2 einsatzbereiten Geschützen verteilt.

Für die 38-cm-Kanone »Siegfried(E)« verwendete man die 19630 mm langen Marinerohre SK C/34, die man auf ein 24000 langes, sechzehnachsiges Fahrgestell gebettet. Die Waffe wog 294000 kg. Als Munition diente die 1652 mm lange und 495 kg schwere Siegfried-Granate L/4,5. Die Treibladung von 298 kg Gewicht ergab eine V0 von 1050 m/s und damit eine Schussweite von 55000. Eine weitere Munitionsart war die 1751 mm lange und 800 kg schwere Sprenggranate L/4,6, die mit ihrer 261 kg schweren Treibladung eine V0 von 820 m/s und damit eine Schussweite von 42000 m erreichte. Die Entwicklung einer schweren Raketengranate wurde nicht vollendet. Insgesamt wurden 6 Stück gebaut.

Sie sogenannte 40-cm Adolf-Kanone war eine Entwicklung mit einem 40,6-cm Küstengeschütz. Das errechnete Gewicht sollte 369000 kg betragen, die V0 der 1875 mm langen und 1020 kg schweren Sprenggranate L/4,8 sollte 810 m/s betragen, was eine Reichweite von 44000 ergeben sollte. Nach einem gebauten Muster im Oktober 1939 wurde die Produktion jedoch eingestellt.

Das größte Geschütz der deutschen Eisenbahnartillerie war die 80-cm Kanone (E) Dora. Das 32480 mm lange Rohr mit einem Gewicht von allein 400000 kg war beim Feuern auf ein 40-achsiges Fahrgestell montiert, was ein Gesamtgewicht von 1 350 000 kg erbrachte! Zum Feuern wurden zwei nebeneinander liegende Gleise benötigt. Gerichtet wurde die Kanone, indem man sie mit zwei Dieselloks in einer Kurve hin- und herschob. Allein die Bedienung eines Geschützes betrug fast 4400 Mann einschließlich Bau- und Sicherungstruppen. Zur Verlegung musste das Geschütz zerlegt und in 5 Eisenbahnzügen an den neuen Einsatzort gebracht werden. Verschossen wurde die 7100 kg schwere Panzergranate, die eine maximale Schussweite von 37000 m erbrachte. Außerdem gab es noch eine 4800 kg schwere Sprenggranate, die bei einer V0 von 820 m/s eine Schussweite von 48000 m erreichte. Zum Einsatz kam das Geschütz nur bei der Belagerung von Sewastopol auf der Halbinsel Krim, als das Geschütz 48 (!) Schuss innerhalb eines Monats verfeuerte. Insgesamt wurde nur ein Geschütz fertiggestellt, zwei weitere konnten nicht mehr fertiggestellt werden, wurden aber bereits von der Reichsregierung bezahlt: 7 Millionen Reichsmark pro Geschütz!

Deutsche Techniker hatten mit diesem Geschütz zwar eine hoch zu bewertende Konstruktionsleistung erbracht, ein taktischer Erfolg musste aber einer derartigen Entwicklung, die an den Grenzen des Möglichen lag, versagt bleiben. Speer und andere Rüstungsfachleute haben dieses Monstrum stets abgelehnt.

Produktion von Eisenbahngeschützen ab September 1939:

  1939 1940 1941 1942 1943 1944 1945
15-cm K. (E) - - - - - - -
17-cm K. (E) - - - - - - -
20,3-cm K. (E) - - 4 4 - - -
21-cm K. 12N. (E) - 1 - - - - -
24-cm Theo-K. (E) - - - - - - -
24-cm Theo-Br.-K. (E) - - - - - - -
28-cm Kz.Br.K. (E) - - 2 - - - -
28-cm lg.Br.K. (E) - - - - - - -
28-cm schw. Br.K. (E) - - - - - - -
28-cm Br.Kn. (E) - - 3 - - - -
28-cm K. 5 (E) 2 3 2 8 2 - -
31-cm K. 5 Glatt (E) - - - - - 2 -
38-cm Siegfried (E) - - - 2 1 - -
80-cm Dora (E) - - 1 1 - - -

Folgende Beutegeschütze wurden eingesetzt:

Die 19,4-cm Kanone (E) - 486(f) wurde beim Küstenschutz verwendet. Aus dem 5886 mm langen Rohr wurde eine 83 kg schwere Granate mit einer V0 von 640 m/s 18300 m weit verschossen. Das Gesamtgewicht lag bei 65000 kg.

Die 24-cm Kanone (E) -537(f) wog 90000 kg, das Fahrgestell war 12885 mm lang. Aus dem 6700 mm langen Rohr wurde eine 159 kg wiegende Granate mit einer V0 von 575 m/s 17100 m weit verschossen.

Die 28,5-cm Kanone (E) - 605(f) wurde als Küstengeschütz verwendet. Aus dem 12800 mm langen Rohr wurde eine 270 kg schwere Granate mit einer V0 von 740 m/s 27000 m weit geschossen.

Die 32-cm Kanone (E) - 651(f) wog 162000 kg, hatte ein 10112 mm langes Rohr und verschoss eine 388 kg wiegende Granate mit einer V0 von 674 m/s 24800 m weit.

Die 32-cm Kanone (E) - 652(f) wog 178000 kg, hatte 11820 mm langes Rohr und verschoss eine 392 kg schwere Granate mit einer V0 von 690 m/s 26200 m weit.

Die K.(E)-652(f) besaß ein Gesamtgewicht von 178 000kg, davon wog das 11 820 mm lange Rohr allein 55 000 kg. Verschossen wurde eine 392 kg schwere Granate mit einer V0 von 690 m/s, und dabei erreichte man eine Schussweite von 26 200 m.

Während des Zweiten Weltkrieges produzierte Munitionsmengen, die für Eisenbahngeschütze vorgesehen waren, in Schuss.

  1939 1940 1941 1942 1943 1944 1945
15-cm K. (E) - 418 2 796 - - - -
17-cm K. (E) - 3 1 084 - - - -
20,3-cm K. (E) - 319 3 046 1 818 640 - -
21-cm K. 12N. (E) - 161 199 105 206 - -
24-cm Theo-K. (E) 265 652 - - - - -
24-cm Theo-Br.-K. (E) 2 104 2 100 - - - - -
28-cm Kz.Br.K. (E) 567 79 944 535 535 413 -
28-cm lg.Br.K. (E) 368 698 - - - - -
28-cm schw. Br.K. (E) 79 734 - - - - -
28-cm Br.Kn. (E) - - 2 455 1 745 1 800 - -
28-cm K. 5 (E) 280 2 019 3 098 1 320 1 118 583 263
31-cm K. 5 Glatt (E) - - - - - 156 -
38-cm Siegfried (E) - - - 899 1 623 - -
80-cm Dora (E) - - 18 59 - - -

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Auszug aus: www.lexikon-der-wehrmacht.de