Am 18. April 1945 rückte die US-Armee in Probstzella ein und im
Mai 1945 wurden die Kampfhandlungen endgültig beendet. Die RBD Halle und Erfurt
hatten nur wenige E 94er im Bestand, dennoch hatte sich das Bild durch die kurze
Zeit später eingeführten Zonengrenzen erheblich geändert.
Im Bereich der
späteren DDR befanden sich mindestens 20 Lokomotiven - vielleicht sogar 23
Lokomotiven - der Baureihe E 94:
E 94 007 (Bw Schwarzach-St.Veit) zur
Reparatur im RAW Dessau
E 94 032 (Bw Salzburg) SSW Berlin zur Reparatur
E 94 040 Bw Probstzella
E 94 042 (Bw Augsburg) abgestellt im Bf Saalfeld
E 94 046 (Bw Pressig-Rothenkirchen) abgestellt im Bf Eichicht
E 94 052
(Bw Pressig-Rothenkirchen) betriebsfähig abgestellt im Bw Probstzella
E 94
054 Bw Probstzella (betriebsfähig?)
E 94 055 Bw Probstzella
betriebsfähig
E 94 056 Bw Probstzella betriebsfähig
E 94 057 befand sich
zur Reparatur im RAW Dessau
E 94 058 Bw Weißenfels zur Instandsetzung
E 94
020 (RBD Halle aus RBD Breslau zugeführt - nicht ganz geklärt)
E 94 065 (RBD
Halle aus RBD Breslau zugeführt - nicht ganz geklärt)
E 94 066 (RBD Halle
aus RBD Breslau zugeführt - nicht ganz geklärt)
E 94 069 (Salzburg) zur
Reparatur im RAW Dessau
E 94 082 (Bw Augsburg) AEG / Hennigsdorf zur
Reparatur
E 94 089 (Bw Schwarzach-St.Veit) AEG / Hennigsdorf zur
Reparatur
E 94 096 (Augsburg) zur Reparatur im RAW Dessau
E 94 106 Bw
Probstzella betriebsfähig
E 94 114 Bw Saalfeld betriebsfähig abgestellt
E
94 115 Bw Saalfeld betriebsfähig abgestellt
E 94 153 Bw Halle
E 94 154 Bw
Halle
Gleichzeitig war allerdings die E 94 128 aus Probstzella in
Ludwigsstadt beschädigt abgestellt worden und die zerstörte Strecke verhinderte
eine Rückkehr.
Die Beheimatung der E 94 020, 065 und 066 im Bw Halle
konnte bisher nicht geklärt werden. Nach einer Quelle gelangten die Loks im
Februar 1945 im Zuge der Rückführung von E-Loks aus Schlesien zur RBD Halle und
wurden dort wahrscheinlich dem Bw Halle zugeteilt. Andere Quellen sehen die Loks
allerdings weiterhin in Schlesien.
Von Probstzella konnten bereits im
April 1945 wieder erste elektrische Züge bis Förtschendorf verkehren und im Juni
war die Leitung über Pressig-Rothenkirchen bis nach Küps wieder verlegt. Wie im
allen Teilen Deutschlands war die Betriebsführung in dieser Zeit extremen
Bedingungen unterworfen und zur Beförderung der wenigen Züge wurde jede Lok
herangezogen, die gerade verfügbar war. Doch schon Anfang Juli 1945 wurde die
Strecke nach dem Rückzug der Amerikaner aus Thüringen an der Grenze zur RBD
Nürnberg bei Falkenstein verbarrikadiert.
Die in der SBZ verbliebenen E
94 042, 046, 052 aus westdeutschen Bws wurden im September 1945 der RBD Erfurt
zugewiesen und gelangten zum Bw Saalfeld (E 94 042) und Probstzella (E 94 046
und 052).
Ab 15. September 1945 konnte wieder elektrisch von Leipzig
bis Jena gefahren werden und ab 26. November 1945 reichte der Fahrdraht bis ans
Einfahrsignal im Bf. Saalfeld. Dort waren die Arbeiter immer noch mit der
Wiederherstellung von Bahnanlagen und Durchfahrtsgleisen beschäftigt. Von Süden
her gelangten E-Lok ab 14. Januar wieder von Probstzella bis Eichicht und ab 1.
Februar 1946 bis Saalfeld - ebenfalls aber nur bis zum Einfahrtsignal -
allerdings auf der gegenüberliegenden Seite. Erst am 9. März 1946 sollten wieder
Züge elektrisch durch den Bf. Saalfeld fahren können.
Am 18. Oktober
1945 traf ein Lokzug mit zuvor in Polaun gestrandeten Lokomotiven, darunter auch
die E 94 017, über Dresden im RAW Dessau ein, wo sie zunächst abgestellt wurden.
Durch die Absperrung der Strecke bei Falkenstein waren ein Großteil der
in Probstzella und Saalfeld beheimateten Loks arbeitslos. Aus diesem Grund
entschloss sich die DR-Ost im November 1945 zur Umbeheimatung der im zerstörten
Bw Saalfeld beheimateten E 94 042, 114 und 115 sowie der Probstzellaer Loks E 94
055, 056, 058 und 106 ins zentraler gelegene Bw Weißenfels auf der Strecke Jena
- Leipzig. Die in Probstzella verbliebenen fünf E 94er reichten für die zu
fahrenden Einsätze aus. Interessant wäre die Frage, wie die Lokomotiven aus
Probstzella nach Weißenfeld gekommen sind, da ja der Bf in Saalfeld zerstört
war. Damit ergab sich zum Jahresende 1946 folgende Bestandsübersicht:
Bw Probstzella: |
5 |
E 94 040, 046, 052, 054, 057z |
Bw Weißenfels: |
7 |
E 94 042, 055, 056, 058, 106, 114, 115 |
Bw Halle |
(5)/2 E 94 |
(020), (065), (066), 153, 154 |
|
|
|
RAW Dessau |
4 |
E 94 007, 017, 069, 096 |
SSW Berlin |
1 |
E 94 032 |
AEG Hennigsdorf |
2 |
E 94 082, 089 |
|
(24)/21 |
|
Am 10. März 1946 wurden die sich zur
Reparatur in der SBZ befindlichen E 94 007, 032, 069, 082, 089 und 096 ebenfalls
DR-Ost - diesmal der RBD Halle - zugewiesen.
Am 30. März 1946 erging dann
der vernichtende Befehl der Sowjetischen Militär-Administration in Deutschland
(SMAD) den elektrischen Zugverkehr in der Besatzungszone einzustellen. Alle
Anlagen und Einrichtungen sowie der gesamte elektrische Fuhrpark sollte als
Reparationsleistungen in die UdSSR gebracht werden. Die E-Loks der RBD Erfurt
mussten im Bw Weißenfels gesammelt werden, während die zwei bzw. fünf E 94er der
RBD Halle über Cottbus in die UdSSR abgefahren wurden.
Die in Weißenfels
hinterstellten elf E 94er wurden in drei Lokzügen am 24. April (91403 mit E 94
042, 114, 115), am 29. April (91405 mit E 94 055, 058) und am 4. Mai 1946 (91433
mit E 94 040, 046, 052, 054, 056, 106) in die Sowjetunion gebracht.
Die sich
im RAW Dessau befindlichen E 94 057 und 069 gelangten am 29. September, die E 94
017 am 28. Oktober in die UdSSR.
Damit waren nur noch fünf Lokomotiven
in Mitteldeutschland vorhanden. Im RAW Dessau standen die schwer beschädigten E
94 007 und 096, in Hennigsdorf die E 94 082 und 089 und bei SSW in Berlin die E
94 032. Da sich die E 94 032 aber im späteren Westsektor der Stadt befand,
gelangte sie in den Besitz der DR-West und wurde am 12. März 1948 durch die SBZ
in Richtung Bayern abgefahren.
In der UdSSR trafen die Mitteldeutschen
Loks dann auch auf ihre schlesischen Schwestern, die am 9. Mai 1945 in die
Hände der Sowjettruppen gefallen waren. Anfang Juli 1945 waren dort bereits die
elektrischen Ausrüstungen und Anlagen sowie das fahrbare Material
abtransportiert worden. Die schlesischen E-Loks waren im Bw
Waldenburg-Dittersbach gesammelt worden, darunter auch die E 94 016, 019, 021,
059, 078 und 110 sowie (wenn nicht in die RBD Halle gebracht) die E 94 020, 065
und 066. Nach der Überprüfung der Lauffähigkeit aller Maschinen sollen zunächst
in Richtung Königszelt abgefahren worden sein. Am 21. September 1945 übernahm
die Polnische Staatsbahn (PKP) dann den Betrieb auf sämtlichen Bahnstrecken in
Schlesien.
Wahrscheinlich gelangte auch die bei der Rückführung nach
Bayern in Trautenau (CSSR) abgestellte E 94 074 in die UdSSR. Andere Quellen sprechen
allerdings davon, dass die Lok noch 1951 in Trautenau angetroffen
werden konnte und kurz darauf zerlegt worden sei. Wahrscheinlicher ist aber der
erste Fall.
In der UdSSR waren somit folgende 25 E 94er abgefahren
worden: E 94 016, 019-021, 040, 042, 046, 052, 054-059, 065, 066, 069, 074, 078,
106, 110, 114, 115, 153 sowie 154. Fast alle Loks waren dabei mehr oder weniger
grob auf die Breitspur von 1524 mm umgespurt worden und hatten die sowjetische
Mittelpufferkuppelung erhalten.
Die Elektrifizierung in Russland war zu
diesem Zeitpunkt noch ohne Zusammenhang auf verschiedene Strecken verteilt.
Dabei gab es sowohl 1500 kV als auch 300 kV-Strecken. Im Hinblick auf eine
flächenübergreifende einheitliche Elektrifizierung sollten verschiedene
Möglichkeiten in Erwägung gezogen werden, so auch eine Elektrifizierung mit dem
in einigen Staaten Westeuropas gültigen 16 2/3 Hz 15 kV-System. Deswegen
beabsichtigte die UdSSR zunächst mit den beschlagnahmten Beutelokomotiven einen
elektrischen Testbetrieb auf der ca. 100 km langen Strecke von Kozya bis Vorkuta
einzurichten.
Die E-Loks wurden dabei in das sowjetische Bezeichnungsschema
als „TEL“ (T=Trofeija entspr. Beutelok) eingereiht, wobei
Baureihe und Ordnungsnummer erhalten blieben. So wurde beispielsweise aus der E
94 055 die TEL 94-055.
Ein Verteilungsplan vom 1. Februar 1947 ergab
dabei folgende Bestandsverteilung:
Mineralnaja Woda: |
2 |
TEL 94-074, 115 |
Vorkuta |
21 |
TEL 94-016, 019-021, 040, 046, 052, 054-058, 065, 066, 069, 078, 106,
110, 114, 153, 154 |
Ministerium f. Elektroenergiewirtschaft: |
3 |
TEL 94-017, 042*, 059 |
* In der Original-Liste taucht die E 94 042 alias TEL 94-042 nicht auf, dafür aber die nie
in Mitteldeutschland eingesetzte E 94 025 alias TEL 94-025. Wahrscheinlich ist
aber hier die E 94 042 gemeint gewesen. Auch die noch in der SBZ vorhandenen E
94 007, 032, 082, 089 und 096 wurden als Beutegut in dieser Liste aufgeführt,
obwohl diese nie in Russland waren.
Zwischen 1948 und 1951 setzte
die UdSSR die Loks auf einem Teilstück der Petschorabahn zwischen Koshwa (heute
Koyza) und Workuta (heute Vorkuta) ein, das zu diesem Zweck mit 16 2/3 Hz und 15
kV elektrifiziert worden war. Dass alle Loks der E 94 hier im schweren Einsatz
standen, bewiesen die starken Abnutzungserscheinungen an Kupplungen und
Verschleißteilen der Lokomotiven, die nur vom harten Alltags-Betrieb stammen
konnten. Wahrscheinlich wurden die E 94er vor schweren Kohlezügen eingesetzt.
Genaueres über den Versuchsbetrieb ist bis heute nicht bekannt. Ein Einsatz der
in der Liste aufgeführten E 94 074 und 115 auf der Strecke Rostow (am Don) nach
Baku im Kaukasus ist dagegen mehr als fraglich, da die Loks erwiesenermaßen
nicht umgespurt worden waren.
Im Jahr 1951 endete der Versuchseinsatz,
als die Sowjetunion die Elektrifizierungsfrage zu Gunsten des 50 Hz 25
kV-Systems gefällt hatte. Da die DDR nun als Genosse angesehen wurde aber wohl
auch, da die eingesetzten Loks in einem miserablen Betriebszustand waren und
eine Aufarbeitung immense Kosten verursacht hätte, gab die Sowjetunion einen
Großteil der Anlagen und Lokomotiven wieder an die Reichsbahn zurück. Lediglich
der Verbleib der E 94 074 ist bislang nicht geklärt. Neben der bereits
beschriebenen Variante, dass die Lok nicht in die UdSSR kam und bis 1951 im
tschechischen Trutnov abgestellt gewesen sein soll, gibt es auch Hinweise, dass
die Lok auf Gleichstrom umgebaut worden sein soll und anschließend im Depot
Moskau Lenigrader Vbf beheimatet worden sein soll. 25 Lokomotiven der Baureihe E
94 gelangten aber in mehr oder weniger desolatem Zustand in die DDR zurück.
In der DDR selber war am 9. Februar 1950 die Beibehaltung des
Dampfbetriebes beschlossen worden, da eine erneute Elektrifizierung einem Aufbau
von Null entsprochen hätte. Die wenigen noch vorhandenen Teile für eine
Elektrifizierung wurden für die Elektrifizierung der Strecke Falkenstein -
Zonengrenze - Probstzella verwendet, die fortan von DB-Lokomotiven bedient
wurde.
Die auf Breitspur umgespurten E 94er konnten nicht auf ihren
eigenen Achsen nach Mitteldeutschland gebracht werden und kamen in der Regel in
mehreren Teilen zerlegt an der Grenze an. Meist waren der Kastenaufbau und die
beiden Drehgestelle einzeln auf Flachwagen verladen worden. In diesem
erbärmlichen Zustand trafen am 30. Juli 1952 als erste Loks die E 94 020, 055
und 065 bei der DR ein, als letztes erreichten die E 94 056 und 106 im Oktober
die Grenze in Franfurt /Oder. Die folgende Übersicht zeigt die Ankunft der Loks
in dem Grenzbahnhof:
30. Juli 1952: |
3 |
E 94 020, 055, 065 |
6. August 1952: |
4 |
E 94 016, 054, 114, 153 |
9. August 1952: |
2 |
E 94 059, 154 |
20. August 1952: |
3 |
E 94 040, 046, 058 |
21. August 1952: |
3 |
E 94 078, 110, 115 |
24. August 1952: |
5 |
E 94 017, 019, 021, 042, 069 |
26. August 1952: |
3 |
E 94 052, 057, 066 |
16. Oktober 1952: |
1 |
E 94 056 |
22. Oktober 1952: |
1 |
E 94 106 |
gesamt: |
25 |
|
Die Loks waren dabei überwiegend in einem
horrenden Zustand. Die Radsterne waren im Rahmen der Umspurung nach außen
gedrückt und wegen der Radkästen die Radnaben und Speichen mit einem Radius von
150 mm bis zu 40 mm abgedreht worden. Innen auf den Drehgestellwangen waren
Verstärkungen entfernt worden, die bei der Spurerweiterung im Weg gewesen waren.
Der harte Einsatz im sibirischen Winter hatte ebenfalls Tribut gefordert.
Insgesamt war die Drehgestellkonstruktion instabil geworden. Bei vielen
Lokomotiven fehlten Teile, so u.a. bei der E 94 017 die Fahrmotoren, bei der E
94 056 die Radsätze und bei der E 94 066 sogar ein komplettes Drehgestell. Erst
als im Oktober 1952 auf einem Flachwagen ein einzelnes Drehgestell eintraf, war
die E 94 066 wieder komplett. Die E 94er wurden noch am Tag der Einkunft in
Frankfurt/Oder an das RAW Dessau weitergeleitet, wo die Loks zunächst abgestellt
werden sollten.
Durch die Rückgabe der Lokomotiven und Einrichtungen
waren die Möglichkeiten einen eigenen elektrischen Betrieb wieder aufzunehmen
entschieden gestiegen. Wohl um nötige finanzielle Mittel aufzubringen, entschied
das DDR-Eisenbahnministerium ein paar Lokomotiven an die DB abzugeben. Aus
diesem Grund wurden die E 94 042, 046 und 054 in Dessau notdürftig
zusammengeflickt und wieder auf 1435 mm zurückgespurt. Anschließend waren sie ab
dem 31. Dezember 1952 für eine Abgabe an die DB bereitzuhalten. Nach langen und
zähen Verhandlungen konnten die drei Loks schließlich am 3. Januar 1954 ihre
Reise in den Westen antreten. Weitere Lokomotiven sollten folgen, weshalb die DR
zunächst noch die E 94 055, 056, 058 und 065 am 6. Februar 1954 zur Übergabe
bereitstellte. Doch nur die E 94 055 gelangte am 21. Februar noch zur DB,
alle anderen Lokomotiven blieben im Bestand der DR.
Im Verlauf der
Verhandlungen erinnerte man sich auch an die bei Kriegsende zur Reparatur in
Hennigsdorf abgestellten E-Loks. Die selbe Mannschaft, die die aus der UdSSR
eintreffenden Loks in Frankfurt/Oder lauffähig gemacht hatte, kümmerte sich nun
um diese abgestellten Wracks. Unter den so lauffähig hergerichteten Maschinen,
die ins RAW Dessau überführt wurden, befanden sich auch die E 94 082 und 089,
die zusammen mit Lokomotiven der Baureihen E 04 und E 18 am 25. November bzw.
28. Dezember auf eigenen Achsen in Richtung Dessau abgefahren wurden. Zusammen
mit den an die DB abzugebenden Lokomotiven befanden sich damit zum Jahresende
1952 29 Krokodile in mehr oder weniger stark lädiertem Zustand im und um das RAW
Dessau abgestellt:
E 94 007, 016, 017, 019, 020, 021, 040, 042, 046, 052,
054, 055, 056, 057, 058, 059, 065, 066, 069, 078, 082, 089, 096, 106, 110, 114,
115, 153 und 154.
Nachdem die Wiederelektrifizierung einiger Strecken
beschlossen war, konzentrierte sich die Reichsbahn aber zunächst auf die
Wiederherstellung der zahlenmäßig am meisten vertretenen Baureihe E 44, mit der
am 1. September 1955 feierlich der elektrische Zugbetrieb zwischen Halle und
Köthen wiederaufgenommen wurde. Am 29. Dezember 1955 erweiterte sich das
elektrische Netz dann bis Schönebeck (Elbe).
Nach der Instandsetzung von
insgesamt 30 Lokomotiven der E 44 rückte die E 94 in den Fokus der Aufarbeitung
und so begann 1956 die Aufarbeitung der ersten vier Krokodile E 94 153, 154, 106
und 021, die alle noch vor Jahresfrist in Dienst gestellt werden konnten. Die
Reihenfolge der Aufarbeitung richtete sich dabei nach dem Zustand der
Lokomotiven. Die Aufarbeitung an sich stellte die Mitarbeiter des RAW Dessau vor
ungeahnte Schwierigkeiten. Durch die oben bereits erwähnten Umbauten musste
praktisch jedes Drehgestell neu vermessen und jede Achse neu angefertigt werden.
Mit Ablieferung erhielt übrigens jede E 94 ein neues Betriebsbuch. Die
Herstellungskosten der E 94er lagen dabei zunächst um die 215.000 Mark.
Am 6. Oktober 1956 kam die E 94 153 zum Bw Halle P. Nach über zehn
Jahren fuhr damit wieder eine E 94 aus eigener Kraft auf den Gleisen
Mitteldeutschlands (sieht man von dem kurzen Grenzstück in Falkenstein ab, auf
dem DB E 94er öfters in die DDR kamen). Als zweites Heimat-Bw wurde
Magdeburg-Buckau ausgewählt, das am 15. November als erstes die E 94 154
zugewiesen bekam. Dorthin gelangten auch die beiden letzten Neuzugänge des
Jahres am 8. (E 94 106) bzw. 28. Dezember 1956 (E 94 021). Offiziell wurde
allerdings erst am 20. Dezember 1956 der elektrische Betrieb zwischen Schönebeck
und Magdeburg aufgenommen.
Kurz nach dem Eintreffen der E 94 106 gab
Magdeburg-Buckau aus nummerntechnischen Gründen die E 94 154 nach Halle ab.
Damit ergab sich zum Jahresende 1956 erstmals folgender Bestand an
betriebsfähigen Loks:
Halle P |
2 |
E 94 153, 154 |
Magdeburg Buckau: |
2 |
E 94 021, 106 |
Gesamt |
4 |
|
Die Loks wurden zu diesem Zeitpunkt
zusammen mit den E 44ern überwiegend im Güterzugdienst zwischen Halle und
Magdeburg beschäftigt.
Die nächste E 94 traf im April 1957 in
Magdeburg-Buckau ein. Es war die am 7. April übergebene E 94 016. Gleiches Ziel
hatte auch die im Mai 1957 abgelieferte E 94 017. Die Anfang Juni
fertiggestellte E 94 052 ging dagegen wieder nach Halle P, wo auch die einen
Monat später abgelieferte E 94 056 in den Bestand aufgenommen wurde. Anfang
August erhielt dann noch mal Magdeburg-Buckau eine Maschine (E 94 020), bevor
die letzten beiden Neuzugänge des Jahres (E 94 059 Anfang Oktober und E 94 114
Anfang November) wieder dem Bw Halle P zugeteilt wurden. Damit hatte sich der
Betriebsbestand auf elf Lokomotiven erhöht. Das Einsatzgebiet der Loks hatte
sich aber nicht verändert. Immer noch oblag der E 94 der schwere Güterzugdienst
zwischen Halle und Magdeburg.
Im Gegensatz zu 1957 wurden 1958 nur sechs
Lokomotiven dem Betrieb übergeben. Da am 15. März 1958 der elektrische Betrieb
zwischen Bitterfeld über Dessau und Rosslau bis Meinsdorf (Rosslau Rbf)
aufgenommen werden konnte, sollte dabei auch Bitterfeld als neues E 94er Bw die
Krokodile beheimaten. Zur Personalschulung wechselten deswegen bereits Anfang
März die Hallenser E 94 052 und 056 nach Bitterfeld. Mit der Aufnahme des
elektrischen Zugbetriebes gelangte Mitte März auch noch die E 94 059 aus Halle
in den Bestand des Bw Bitterfeld. Auch die zwei ersten Neuzugänge des Jahres
Ende März (E 94 040) und Ende April (E 94 058) wurden dem gerade elektrifizierten
Bw zugeteilt, das die Loks im schweren Güterzugdienst zwischen Bitterfeld und
Meinsdorf einsetzte.
Die weiteren Neuzugänge (E 94 065 (August), 066
(Juni), 078 (Juli), 089 (Oktober)) erhielt dann wieder das Bw Halle P, das damit
wieder zum zahlenmäßig größtem E 94er-Bw der DR aufstieg, wie die Übersicht zum
Jahreswechsel 1958/59 zeigt.
Bitterfeld |
5 |
E 94 052, 040, 056, 058, 059 |
Halle P |
7 |
E 94 065, 066, 078, 089, 114, 153, 154 |
Magdeburg Buckau: |
5 |
E 94 016, 017, 020, 021, 106 |
Gesamt |
17 |
|
Zu diesem Zeitpunkt warteten noch acht
Lokomotiven im RAW Dessau auf ihre Wiederherstellung (E 94 007, 019, 057, 069,
082, 096, 110, 115). Doch wurde es immer schwieriger und deswegen auch teurer
die Lokomotiven aufzuarbeiten. Mittlerweile waren die Herstellungskosten auf
rund 220.000 Mark gestiegen. Dennoch konnte die DR vorerst nicht auf eine
Komplettierung weiterer Loks verzichten. Im März 1959 kam deswegen die E 94 110
wieder in Betrieb und Anfang April folgte die E 94 115. Beide Loks gelangten
dabei zum Bw Leipzig-Wahren.
Ende Mai gab Bitterfeld die E 94 052 an das
Bw Halle P zurück, das die Lok zur Beförderung von Kohlezügen aus dem nun
elektrifizierten Geisetal bei Merseburg dringend benötigte. Ihr folgten Ende des
Jahres noch die E 94 040 und 056 nach Halle.
Die im Oktober 1959 wieder
in Betrieb genommene E 94 057 gelangte ebenfalls zum Bw Halle P. Anfang Januar
1960 kam dann die E 94 096 wieder in Fahrt, die im gleichen Bw landete. Etwa zur
selben Zeit gab Bitterfeld die E 94er-Beheimatung auf und schickte seine beiden
verbliebenen Maschinen nach Leipzig-Wahren (Januar E 94 058) und Halle P
(Februar E 94 059). Damit kam der Bestand zunächst zur Ruhe.
Das Bw
Halle P setzte seine 13 Lokomotiven zwischen Magdeburg, Leipzig und Weißenfels
sowie ins Geisetal bis nach Mücheln ein. Die Leipziger Loks kamen nach Halle,
Magdeburg und Bitterfeld, Dessau und Rosslau. Die Magdeburger Loks waren
vorwiegend im schweren Güterzugdienst zwischen Magdeburg und Halle anzutreffen.
Bis 1960 hatte sich das elektrische Netz der DR auf über 400 km
erweitert. Elektrifiziert waren die Hauptstrecken Leipzig - Halle - Magdeburg
und Leipzig - Bitterfeld - Dessau - Rosslau sowie der nördliche Güterring in
Leipzig, die Strecke Halle - Weißenfels sowie die Linie ins Geisetal Merseburg -
Mücheln. Zu dieser Zeit wurde der Gesamtbetrieb auf diesen Strecken noch von
Altbau-Loks der Reihen E 04, E 17, E 18, E 21, E 44, E 77, E 94 und E 95
bewältigt. Doch schon Ende der 50er Jahre plante die DR ihre ersten Neubauloks
der Baureihen E 11 und E 42, die ab Anfang der Sechziger den Altbauloks
Gesellschaft leisten sollten. Bis zur Lieferung der Neubauloks sollte aber noch
einige Zeit vergehen, so dass weitere Maschinen - teilweise unter immenser
Anstrengung - aufgearbeitet wurden.
Im Jahr 1961 gelangten so schließlich
noch einmal zwei Lokomotiven der Baureihe E 94 nach langer und schwieriger
Aufarbeitung (Kosten über 300.000 Mark) in den Betriebsdienst. Beide Lokomotiven
(die E 94 069 im Oktober und die E 94 082 Anfang Dezember) wurden dem Bw
Leipzig-Wahren zugeteilt. Damit hatte sich der Betriebsbestand auf 23
Lokomotiven erhöht. Die noch in Dessau vorhandenen E 94 007 und 019 waren
bereits so weit ausgeschlachtet, dass eine Wiederaufarbeitung praktisch einem
Neuaufbau gleich gekommen wäre, der die Kosten noch viel höher geschraubt hätte.
Da mittlerweile aber bereits die Entwicklung der Neubauloks in vollem Gange war,
sah man von einer Aufarbeitung ab und verwendete die beiden Loks noch bis 1967
als Ersatzteilspender für die betriebsfähigen Maschinen. Am 6. März 1967 wurden
beide Wracks schließlich ausgemustert und wenig später (E 94 019 bis Mai und 007
bis August) im RAW Dessau verschrottet. Zum 31. Dezember 1961 ergab sich damit
folgende Verteilung:
Halle P |
13 |
E 94 040, 052, 056, 057, 059, 065, 066, 078, 089, 096, 114, 153,
154 |
Leipzig-Wahren |
5 |
E 94 058, 069, 082, 110, 115 |
Magdeburg Buckau: |
5 |
E 94 016, 017, 020, 021, 106 |
Gesamt |
23 |
|
Bis 1963 änderte sich nichts an der
Beheimatung der DR-Krokodile mehr. Dafür erweiterte sich das Einsatzgebiet um
die Strecken nun in südlicher Richtung. Am 2. Oktober 1961 konnte der elektrische
Betrieb zwischen Leipzig , Böhlen und Espenhain sowie der südlicher Güterring in
Leipzig aufgenommen werden. Am 15. Januar 1962 konnte Altenburg von Böhlen aus
und Borna von Neukieritzsch aus elektrisch erreicht werden. Mit Eröffnung des
elektrischen Zugbetriebs auf dem westlichen Güterring in Leipzig und des letzten
Teilstücks Altenburg - Werda - Zwickau am 25. Mai 1963) war die Relation Leipzig
- Zwickau endlich komplett elektrifiziert und der E 94er Bestand kam wieder in
Bewegung. Bereits vor der Eröffnung war die Leipziger E 94 115 zur
Personalschulung an das Bw Zwickau abgegeben worden. Mit der offiziellen
Aufnahme am 23. Mai 1963 wechselten noch die E 94 052, 078 (beide aus Halle) und
106 (aus Magdeburg) in die Stadt an der Mulde. Schwerpunkt des Einsatzes der
Zwickauer Loks war die Relation Leipzig - Zwickau mit ihren Nebenstrecken nach
Espenhain und Borna.
Gleichzeitig hatte die DR beschlossen den E
94er-Bestand in Magdeburg ganz aufzulösen, so dass Anfang Juni weitere drei
Maschinen an die Bws Zwickau (E 94 017) und Halle P (E 94 020, 021) abgegeben
werden mussten. Außerdem verstärkte im Juni 1963 noch die Leipziger E 94 110 den
Hallenser Bestand. Die letzte Magdeburger Lok, die E 94 016, verblieb noch bis
Ende August in der Elbstadt und kam dann ebenfalls nach Zwickau. Dorthin war
Anfang Juli die E 94 110 und Mitte Juli die E 94 020 aus Halle umstationiert
worden.
Auch das Einsatzgebiet erweiterte sich weiter: Am 28. September
1963 wurde der elektrische Betrieb auf der wichtigen Verbindung von Halle über
Bitterfeld nach Muldenstein aufgenommen und am 20. Dezember 1963 konnte
Reichenbach/Vogtl. elektrisch erreicht werden.
Anfang November 1963 gab
Zwickau die E 94 017 noch einmal für kurze Zeit nach Halle ab. Die Lok kehrte
aber Anfang Januar 1964 zusammen mit der Hallenser E 94 065 wieder nach Zwickau
zurück.
Die Zwickauer Loks waren schwerpunktmäßig mit schweren Güter-
und Kohlezügen auf den elektrifizierten Strecken südlich von Leipzig
anzutreffen. Den Leipziger Maschinen oblag die Bespannung von Güterzügen in
Richtung Halle, Bitterfeld, Dessau und Rosslau. Ab Januar 1964 konnte auch
Großkorbetha elektrisch angefahren werden. Die Hallenser Maschinen waren
zwischen Leipzig, Magdeburg, Bitterfeld, Muldenstein, Dessau. Rosslau und ins Geisetal nach Mücheln sowie nach Weißenfels eingesetzt.
Im Juli 1964 kam
die E 94 021 für einige Monate nach Leipzig, wurde aber Ende Oktober 1964 wieder
nach Halle zurückgegeben. Gleichzeitig kam auch die E 94 065 aus Zwickau nach
Halle. Anfang Dezember verstärkte noch die Zwickauer E 94 106 den Hallenser
Bestand, der damit kurzfristig zum Jahreswechsel auf 13 Loks angewachsen war:
Halle P |
13 |
E 94 021, 040, 056, 057, 059, 065, 066, 089, 096, 106, 114, 153,
154 |
Leipzig-Wahren |
3 |
E 94 058, 069, 082 |
Zwickau |
7 |
E 94 016, 017, 020, 052, 078, 110, 115 |
Gesamt |
23 |
|
Im Januar 1965 erhielt Zwickau die E 94
065 aus Halle zurück. Mit Eröffnung des elektrischen Fahrdrahtes zwischen
Zwickau und Karl-Marx-Stadt (Chemnitz) am 26. Mai 1965 verstärkten zusätzlich
die E 94 066 und 096 aus Halle den Zwickauer Bestand, da die E 94 auch auf
dieser Relation Güterzüge bespannen sollte. Am 26. September 1965 erweiterte
sich das Einsatzgebiet der Zwickauer Loks dann noch mal von Karl-Marx-Stadt
(Chemnitz) bis Freiberg/Sachs.
Trotzdem wurde im Januar 1966 die E 94
065 wieder einmal nach Halle abgegeben. Doch schon Mitte Februar erhielt Zwickau
aus Halle die E 94 059 und 114, gab dafür aber die E 94 110 nach Halle ab, so
dass nun in beiden Bws jeweils zehn Loks stationiert waren.
Am 6. März
1967 waren die Überreste der beiden Ersatzteilspender E 94 007 und 019
ausgemustert und wenig später im RAW Dessau zerlegt worden.
Seit 26.
März 1967 war die Strecke Weißenfels - Camburg - Bad Sulza elektrifiziert, ab
15. Juli 1967 konnte dann Apolda elektrisch erreicht werden und ab 22. September
war Erfurt und Neudietendorf wieder unter Fahrdraht. Bereits Ende Februar 1967
war die Leipziger E 94 069 aufgrund der Streckenerweiterung nach Halle
umbeheimatet worden, kehrte aber im Februar 1968 zusammen mit der Hallenser E 94
056 wieder nach Leipzig zurück. Ebenfalls 1968 kamen auch die E 94 089 und 106
nach Leipzig-Wahren, ohne dass sich am Einsatzgebiet viel änderte.
Die E
94 069 gelangte im Jahr 1969 wieder nach Halle. Dorthin kam im Juli 1969 auch
die E 94 020 aus Zwickau, so dass sich Jahreswechsel 1969/70 folgendes Bild
ergab:
Halle P |
8 |
E 94 020, 021, 040, 065, 069, 110, 153, 154 |
Leipzig-Wahren |
6 |
E 94 056, 057, 058, 082, 089, 106 |
Zwickau |
9 |
E 94 016, 017, 052, 059, 066, 078, 096, 114, 115 |
Gesamt |
23 |
|
Mitte Januar 1970 kehrte die E 94 020 nach
Zwickau zurück.
Im Juni gab es wieder zwei größere Änderungen mit
Auswirkung auf die E 94. Zum einen waren die Loks seit dem 1. Juni 1970 als
Baureihe 254 bezeichnet worden, um so die Loknummern computerlesbar zu machen.
Zum anderen wurde das Bw Zwickau zum 30. Juni 1970 Einsatzstelle des Bw
Reichenbach/Vogt. Zwar blieben alle Lokomotiven in Zwickau und wurden auch von
dort eingesetzt, dennoch wurden alle zehn Loks (254 016, 017, 020, 052, 059,
066, 078, 096, 114, 115) an diesem Termin offiziell zum Bw Reichenbach
umbeheimatet, welches selber aber keine der Eisenschweine, wie die Loks beim
Personal genannt wurden, einsetzte. Damit kehrte zunächst wieder Ruhe in den
Bestand.
Im Frühjahr 1974 wurde die Reichenbacher 254 096 Opfer eines
schweren Brandschadens. Da mittlerweile genügend Neubaulokomotiven vorhanden
waren und sich bei der 254 immer mehr Ersatzteilprobleme bemerkbar machten,
entschloss sich die DR die Lok als erste 254 zum 30. Mai 1974 aus dem Bestand zu
streichen und als Ersatzteilspender zu verwenden. Bis September 1975 war die Lok
dann gänzlich in Dessau verschrottet worden.
Bis 1976 änderte sich dann
nichts mehr an der folgenden Bestandsverteilung:
Halle P |
7 |
254 021, 040, 065, 069, 110, 153, 154 |
Leipzig-Wahren |
6 |
254 056, 057, 058, 082, 089, 106 |
Reichenbach/Vogt. |
9 |
254 016, 017, 020, 052, 059, 066, 078, 114, 115 |
Gesamt |
22 |
|
Ende der Siebziger Jahre machte sich der
zunehmende Einsatz von Neubaulokomotiven bei der 254 bemerkbar. Insbesondere ab
1977 gelieferte neue Serienloks der Baureihe 250 verdrängte die 254 aus den
angestammten Strecken. Das Bw Halle erhielt als eines der ersten DR-Bws die 250
und setzte die Loks im Umlauf der 254 ein. Zum Sommerfahrplan 1977 wechselten
deswegen die ersten drei Loks aus Halle zum Bw Engelsdorf (254 110, 153, 154).
Mit jeder neuen 250 verabschiedete sich eine weitere 254 aus Halle. Anfang Juni
1977 gelangte die 254 021 nach Engelsdorf, Mitte Juni die 264 065 nach
Reichenbach und Anfang Juni die 254 040 wieder nach Engelsdorf.
Am 3.
August 1977 musste mit 254 017 eine weitere Lok nach einem schweren Unfall
z-gestellt werden. Die Lok wurde am 13. Juli 1978 ausgemustert und anschließend
bis 1978 im RAW Dessau zerlegt, nachdem einige Ersatzteile ausgebaut worden
waren. Viele Eisenbahnfreude glaubten bereits zu dieser Zeit an ein baldiges
Ende der 254, da die 250 in großer Stückzahl gebaut werden sollte.
Anfang August kam dann noch die letzte Hallenser 254, die 254 069 in den
Bestand des Bw Engelsdorf, das die Neuzugänge zunächst noch ohne eigenen Umlauf
wild im Güterzugdienst einsetzte. Erst im September stellte das Bw zwei
Planumläufe für sechs Lokomotiven auf, die vorwiegend Durchgangsgüterzüge
enthielten. Die Loks kamen dabei im Süden bis Zwickau und Reichenbach , im
Norden bis Magdeburg-Buckau, Muldenstein und Roßlau und im Westen bis Erfurt und
Neudietendorf und im Osten bis Dresden-Friedrichsstadt.
Zum
Jahreswechsel 1977/78 ergab sich damit folgende Bestandsverteilung:
Engelsdorf |
6 |
254 021, 040, 069, 110, 153, 154 |
Leipzig-Wahren |
6 |
254 056, 057, 058, 082, 089, 106 |
Reichenbach/Vogt. |
9+1z |
254 016, 017z, 020, 052, 059, 065, 066, 078, 114, 115 |
Gesamt |
21+1z |
|
Da der Engelsdorfer Plan keine Reserven
enthielt und bei Lokausfällen damit erst Ersatzloks herangezogen werden mussten,
kürzte das Bw zum Sommer 1978 den Umlauf zunächst auf drei Loks. Erst die
Umbeheimatung der 254 089 und 106 aus Leipzig-Wahren nach Engelsdorf brachte
dort wieder eine Entspannung der Situation und so konnten zum Winterfahrplan
wieder fünf Loks in einem Planumlauf gebunden werden.
Im Februar 1979
erweiterte die Leipziger 254 082 den Engelsdorfer Bestand und im März gelangte
die Reichenbacher 254 115 nach Engelsdorf.
Ein neues Einsatzgebiet gab
es ab Sommer 1979 für die 254 057 und 058. Beide Lokomotiven waren zum 1. Juli
1979 an das Braunkohlekombinat Bitterfeld verkauft worden. Seit 24. September
1976 war die Strecke Muldenstein - Burgkemnitz elektrifiziert. Über eine
Anschlussbahn wurde dabei das Kraftwerk Vockerode an der Elbe mit Rotbraunkohle
versorgt. Ab 1979 sollte die Kohlezulieferung aus dem neuen Tagbaugebiet
Delitzsch-Südwest erfolgen. Die Transporte sollten jedoch nicht durch die DR,
sondern durch werkseigene Fahrzeuge des BKK Bitterfeld erfolgen. Die DR erlaubt
dafür lediglich die Benutzung der elektrifizierten Reichsbahnstrecke von
Delitzsch über Bitterfeld nach Burgkemnitz. Auf der Suche nach geeigneten
Lokomotiven für den Einsatz, wurde das BKK bei der DR selber fündig und erwarb
zum 1. Juli 1979 die beiden gerade zur HU in Dessau weilenden 254 057 und 058.
Als erste Lok wurde die am 31. Juli fertiggestellte 254 057 dem BKK übergeben,
das die Lok als Werklok 1-1121 bezeichnete. Am 1. Oktober folgte dann die nun
als 1-1122 bezeichnete 254 058. Als Werklokomotiven mussten die Lokomotiven
allerdings nun noch mal extra für die Reichsbahnstrecken eine Betriebszulassung
erhalten. Diese erfolgte zum 12. Februar 1980 für die von Bitterfeld
ausgehenden Strecken bis Grafenhainichen, Dessau und Engelsdorf. Dessau und Engelsdorf
waren nötig um die Loks aus eigener Kraft zu nötigen
Fristuntersuchungen dem Bw Engelsdorf oder dem RAW Dessau zuführen zu können.
Seit 1. September 1979 wurde die 254 078 in Zwickau bei der Abstellanlage
für Reisezugwagen als Prüflok für die elektrische Zugheizung
verwendet, während die anderen Reichenbacher Loks die meiste Zeit abgestellt
waren.
Durch die zunehmende Anzahl der Baureihe 250 konnte die 254 auch
aus Sachsen abgezogen werden. Aus wirtschaftlichen Gründen entschloss sich die
DR alle Lokomotiven der Baureihe 254 deswegen im Bw Engelsdorf zusammenzuziehen.
So gelangten zum Winterfahrplan 1979/80 zunächst zwei weitere Loks in den
Bestand des Bw Engelsdorf - die Reichenbacher 254 052 und die letzte Leipziger
254 056. Im Oktober wechselte dann die 254 065 und im Dezember die 254 066 und
114. lediglich Reichenbach behielt vorerst noch einen kleinen Bestand. Zum
Jahreswechsel 1979/80 ergab sich damit folgender Bestand in der DDR:
Engelsdorf |
15 |
254 021, 040, 052, 056, 065, 066, 069, 082, 089, 106, 110, 114, 115,
153, 154 |
Reichenbach/Vogt. |
4 |
254 016, 020, 059, 078 |
BKK-Bitterfeld: |
2 |
1-1121 (ex 057), 1-1122 (ex 058) |
Gesamt |
21 |
|
Schrittweise gab Reichenbach 1980 noch die
254 016 (Januar), 059 (Februar), 020 (März) nach Engelsdorf ab. So dass nur noch
die mit Rangierfunk ausgerüstete 254 078 in Reichenbach verblieben war.
Um Dieselkraftstoff einzusparen, hatte man in Zwickau bereits Ende 1979
überlegt eine E-Lok am Ablaufberg einzusetzen. Dort kamen bislang zwei
Lokomotiven der Reihe 106 zum Einsatz, die ständig mit einem sechsachsigen, mit
Betongewichten beladenen Bremswagen gekuppelt waren, um so die nötige
Reibungsmasse für Brems- und Druckvorgänge zu erreichen - teilweise mussten von
den Loks immerhin Güterzüge mit mehr als 2000t Gewicht gehalten werden. Während
eine Diesellok weiter unabdingbar war, da die Richtungsgleise nicht unter
Fahrleitung standen, konnte die andere Lok am Ablaufberg ohne weiteres durch
eine E-Lok ersetzt werden. Die Wahl fiel auf eine 254, da die sechsachsige Lok
auch ohne Bremswagen, die nötigen Voraussetzungen erfüllte. Vom 24. bis zum 27.
März 1980 wurde deswegen die bereits in Zwickau abgestellte 254 078 durch den
SF-Posten Zwickau mit Rangierfunk ausgerüstet. Anschließend kam die Lok ab dem
31. März zum Testeinsatz im Abdrückbetrieb am Ablaufberg in Zwickau. Da sich die
Lok erwartungsgemäß hervorragend bewährte, wurde am 1. Mai 1980 der planmäßige
Einsatz dieser Baureihe als Drucklok in Zwickau eingeleitet. Damit war Zwickau
die erste Dienststelle der DR, die Altbau-E-Loks planmäßig als Rangierloks
einsetzte.
Zum Sommerfahrplan 1980 wurde in Engelsdorf ein 8-tägiger
Umlauf aufgestellt wurde, zwei Plantage wurden dabei vom Bw Altenburg erbracht.
Zum Winterfahrplan waren dann sogar 9 Lokomotiven in einem Umlauf
zusammengefasst. Die Eisenschweine befuhren damals vor allem die Relationen
Magdeburg - Dessau - Leipzig - Dresden, Leipzig - Zwickau, Leipzig - Erfurt-
Neudietendorf.
Bis Anfang Oktober 1980 war die 254 078 nahezu ohne
Unterbrechung am Ablaufberg in Zwickau eingesetzt gewesen. Neben dem
Ablaufberg-Dienst gehörten dabei auch täglich fünf Schleppfahrten vom
Güterbahnhof zum 2 km entfernten Ablaufberg zum täglichen Brot der 254 078.
Planmäßige Wartungsarbeiten wurden einmal pro Woche im Bw durchgeführt. Doch am
9. Oktober 1980 wurde die Lok wegen einer Entgleisung von Ablaufberg abgezogen
und war anschließend ab 13. Oktober wieder als Heizprüflok in der Abstellanlage
der Reisezugwagen anzutreffen. Ihren Dienst übernahm die 242 259 des Bw Halle P,
die allerdings wieder einen Bremswagen benötigte. Erst am 2. Dezember 1980
übernahm nach der Reparatur wieder die 254 078 den Dienst am Ablaufberg. Der
Einsatz der 254 hatte sich grundsätzlich bewährt, dennoch zeigte sich, dass
einige technische Änderungen notwendig waren, um den Einsatz zu optimieren. So
war die Funkantenne auf dem vorgezogenen Blech des Führerstandsdach zu niedrig
und führte im Bereich des Stellwerks 15 zu einem Funkloch. Um diesen Fehler zu
beheben, war der Abbau eines Bügels nötig, um so die Antenne größer gestalten zu
können. Auch bei anderen Bedienungselementen wie z.B. Bremse, Sifa, oder
Sandungsvorrichtungen waren einige Anpassungen notwenig. Doch die umfangreichen
Umbauarbeiten konnten nicht an der 254 078 durchgeführt werden, da die Lok ja
ständig am Ablaufberg gebraucht wurde, so dass die Lokleitung in Zwickau um eine
weitere 254 bat, die man in Ruhe umbauen konnte.
Im Februar 1981 musste
die 254 065 nach einem Unfall in Angersdorf bei Halle aus dem Bestand gestrichen
werden. Bis 24.11.1981 war die 254 065 dann im Bw Leipzig West beheimatet worden.
Im April 1981 erhielt dann Reichenbach die 254 069 für die vorgesehenen
Umbauarbeiten. Damit waren kurzzeitig - zumindest buchmäßig - noch einmal zwei
Loks in Reichenbach stationiert. Während die 254 078 weiter Dienst am Ablaufberg
tat, rüstete das Bw Zwickau die 254 069 entsprechend der bemerkten Fehler beim
Einsatz der 254 078 um. Innerhalb eines Zeitraums von fünf Monaten wurden u.a.
folgende Arbeiten an der 254 069 durchgeführt:
- Über dem Führerstand zwei wurde der Stromabnehmer abgebaut und durch eine
große Funkplatte ersetzt, die einfach auf die Stützisolatoren moniert wurde
- Beide Führerstände wurden mit Funkausrüstung versehen, die sowohl von
Triebführerseite als auch vom Beimann bedienbar waren.
- Änderungen der Bedienelemente von Sifa, Bremse und Sandungsvorrichtungen, so
dass auch hier die Lok von beiden Seiten aus bedienbar war
- Ersatz des Sandstreuabstellhans durch zwei Magnetventile und Abbau des
mittleren Sandkastens
- Ausbau nicht benötigter Bauteile aus der Lok (u.a. elektrische Bremse, Spurkranzschmierung
und 800 V-Heizstufe, die durch zwei Heizkörper auf den
Führerständen ersetzt wurde
- Umrüstung der Schaltelemente und Steuereinrichtungen auf die der Baureihen
242 und 250, um Ersatzteilbeschaffung, Standzeiten und Unterhaltungskosten zu
senken
Am 29. September 1981 war die Lok soweit fertig, dass eine erste
Probefahrt unternommen werden konnte. Nach einigen Anpassungen konnte die 254
069 schließlich Anfang Oktober die 254 078 am Ablaufberg ersetzten. Die 254 078
sollte zunächst noch als Reservedrucklok in Zwickau verbleiben. Dass die Lok noch
mal zum Einsatz kam, ist aber wahrscheinlich, da die 254 069 zwischen Oktober
und Dezember 1981 ganze 52 Tage abgestellt war und auf fehlende Ersatzteile
wartete. Die 254 078 war dagegen in den neun Monaten zuvor nur 59 Tage nicht in
Betrieb gewesen. Doch die Anfangsschwierigkeiten gaben sich bald und die 254 069
wurde die nächsten Monate unter dem Funknamen „Romulus“ am Ablaufberg eingesetzt
und soll dabei beim Personal sehr beliebt gewesen sein.
Im Herbst 1981
kam die erste 250 zur Personalschulung nach Engelsdorf und läutete damit
endgültig das langsame Sterben der 254 in der DR ein.
Im März 1982
entgleiste die BKK-Werklok 1-1121 (ex 254 057) und musste abgestellt werden. In
der Zwischenzeit übernahmen freie 254 des Bw Engelsdorf die Beförderung der
Braunkohlezüge. So kamen u.a. die 254 016, 021, 052, 056 und 153 jeweils für
mehrere Wochen leihweise zum BKK Bitterfeld. Da der Reparaturaufwand der 1-1121
relativ hoch war und gleichzeitig des Bw Engelsdorf einen Überhang an
Lokomotiven der BR E 94 hatte, entschloss sich das BKK die Lok auszumustern und
gleichzeitig neue Werkloks zu beschaffen. Dafür wurde die 1-1121 zunächst im Bw
Leipzig West abgestellt und zur Ersatzteilgewinnung freigegeben. Am 29.
September 1982 kam die Lok dann schließlich zum Bw Engelsdorf, wo alle
wiederverwertbaren Teile ausgebaut wurden. Im Februar 1983 wurden die Reste der
Lok bei einer Feuerlöschübung im Bw Leipzig-Wahren verbrannt und anschließend
verschrottet. Am 1. September 1982 erwarb das BKK die 254 089 und am 20.
Dezember 1982 die 254 082 von der DR. Während die 254 089 die freigewordene
1-1121 zugewiesen bekam wurde die 254 082 nun als 1-1179 bezeichnet. Die 1-1121
und 1-1122 waren weiter mit Kohlezügen zwischen Delitzsch und Burgkemnitz
unterwegs, die 1-1179 rangierte dagegen im Übergabebahnhof Delitzsch.
Im
Sommer 1982 gab es dann zwei Umläufe in Engelsdorf, einen Mischplan mit 2x 254
und 1x 250 und einen arteigenen Plan mit sechs Lokomotiven. Zusätzlich hatte die
designierte Museumslok 254 056 einen Reserveplan erhalten. Die Lok war 1981 in
den Traditionsbestand des Verkehrsmuseums Dresden übergegangen und sollte
deswegen möglichst geschont werden.
Bereits im Mai 1982 stand die 254
078 des Bw Reichenbach zur Hauptuntersuchung im RAW Dessau an. Dort traf im
Spätsommer auch die 254 021 des Bw Engelsdorf ein. Die HU für die 254 021 wurde
allerdings nicht genehmigt und die Lok wurde statt dessen als Ersatzteilspender
für die 254 078 verwendet. Da der Plan aber die Fertigstellung der 254 021
vorsah, wurde die 254 078 kurzerhand in 254 021 umgezeichnet und kehrte unter
diese Nummer Ende Oktober zum Bw Engelsdorf zurück. Gleichzeitig wurde die 254
021 als 254 078 umgezeichnet per 12. Oktober 1982 ausgemustert. Damit war die
Ersatzlok des Bw Zwickau endgültig abgezogen worden. Die als Ersatzteilspender
für 254 078 verwendete 254 021 wurde 1982/83 in Dessau verschrottet.
Im
Jahr 1983 übernahm das Bw Halle die Untersuchung für die Werkloks des BKK
Bitterfeld, die dadurch auch die Zulassung für die Strecke Bitterfeld - Halle
erhielten.
Der Zugang weiterer Neubauloks der Reihe 250 reduzierte das
Einsatzgebiet der 254 im Sommer 1983 weiter. Nur noch sechs Lokomotiven wurden
planmäßig benötigt. Die Leistungen nach Dresden-Friedrichstadt,
Magdeburg-Rothensee und Neudietendorf waren stark zurückgegangen. Gleichzeitig
kamen die Loks über die neu elektrifizierte Strecken nun auch bis Seddin,
Trebbin und Michendorf.
Im Herbst 1983 erlitt die BKK 1-1179 einen
schweren Brandschaden, der einen Führerstand und ein Drittel des Maschinenraums
stark beschädigte. Die Lok kam zunächst zur Ausbesserung ins RAW Dessau, da dort
aber kurzfristig keine Kapazitäten frei waren, wurde die Lok ins Bw Halle P
überführt. Zwar war das Bw für eine Instandsetzung dieser Größenordnung
eigentlich nicht vorgesehen, dennoch konnte die Lok bis zum Jahresende wieder
repariert dem BKK übergeben werden.
Zum Jahreswechsel 1983/84 ergab sich
damit folgende Bestandsverteilung:
Engelsdorf |
14 |
254 016, 020, 021 (II), 040, 052, 056, 059, 066, 106, 110, 114, 115,
153, 154 |
Reichenbach/Vogt. |
1 |
254 069 |
BKK-Bitterfeld: |
3 |
1-1121 II (ex 089), 1-1122 (ex 058), 1-1179 (ex 082) |
Gesamt |
18 |
|
Zum Sommer 1984 fielen die Leistungen nach
Seddin, Trebbin und Michendorf an die Baureihe 250. Dennoch konnte sich der
Bestand in Engelsdorf noch halten, da eine schlimme Energiekrise zu diesem
Zeitpunkt die Abstellung der Altbau-E-Loks und auch der letzten Dampfloks
verhinderte. Anfang August erhöhte sich der Bestand sogar noch einmal auf 15
Lokomotiven, als die bis zu ihrer Abgabe am Ablaufberg in Zwickau eingesetzt 254
069 am 8. August 1984 nach Engelsdorf umstationiert wurde. Die 254 069 hatte am
12. April 1984 einen Kabelbrand erlitten und kam deswegen am nächsten Tag
bereits in RAW Dessau zur Reparatur. Obwohl Zwickau hoffte die Lok bald wieder
zurückzubekommen, gelangte die Lok nach der Reparatur zum Bw Engelsdorf. Ob die
Funkausrüstung der Lok dabei in Dessau zurückgebaut worden war oder ob der
Rückbau erst in Engelsdorf erfolgte ist nicht bekannt.
Gleichzeitig nahm
aber die kritische Lage der Ersatzteilsituation bei den Altbau-Loks der Reihen
244 und 254 immer mehr zu. Nach leichteren Schäden wurden deswegen die 254 021
(II) (ex 254 078) am 12. Dezember 1984 und die 254 020 am 24. September 1985
ausgemustert und als Ersatzteilspender verwendet. Die 254 020 kam ins Bw Halle P
und musste ihre Teile für die defekten Loks des BKK Bitterfeld hergeben. Noch
bis März 1988 war der Loktorso vorhanden. Die 254 021 (II) war dagegen bereits
kurz nach der Außerdienststellung im Jahr 1984 verschrottet worden.
Zum
31. Dezember 1985 zeigte sich folgende Bestandsübersicht:
Engelsdorf |
13 |
254 016, 040, 052, 056, 059, 066, 069, 106, 110, 114, 115, 153,
154 |
BKK-Bitterfeld: |
3 |
1-1121 II (ex 089), 1-1122 (ex 058), 1-1179 (ex 082) |
Gesamt |
16 |
|
Einen spektakuläre Umbau musste die beim
BKK eingesetzte 1-1179 zwischen Oktober 1984 und März 1985 über sich ergehen
lassen. Um
die Lok als Rangierlok sowohl auf den DR-Strecken als auch im Gleichstromnetz in
Delitzsch-Südwest einzusetzen, entschloss sich das BKK Bitterfeld zum Umbau in eine
Zweisystemlok. In der BKK-Werkstatt in Roitzsch bekam die Lok deswegen zwei
1500-V Gleichstrommotoren in ein Drehgestell eingebaut. Durch den Umbau musste
die Höchstgeschwindigkeit auf 65 km/h reduziert werden. Im anschließenden
Probebetrieb, der bis Oktober 1985 andauerte, zeigte es sich, dass die Lok trotz
des höheren Gewichts nur noch 1000 t-Züge (statt wie bisher 2000 t-Züge)
befördern konnte. Im November verweigerte die DR dann die Betriebsgenehmigung
für die Strecke nach Burgkemnitz, so dass die BKK das Experiment mit der
Abstellung der Lok beendete. Der Rangierdienst in Delitzsch wurde von der DR 244
133 übernommen, die das BKK von der DR zu diesem Zweck angemietet hatte.
Im Sommerfahrplan 1985 fuhr das Bw Engelsdorf keine hochwertigen
Güterzugleistungen mehr mit der 254. Die bis dahin gefahrenen Züge nach
Dresden-Friedrichstadt, Magdeburg-Rothensee und Neudietendorf waren endgültig
auf die 250 übergegangen. Hauptlast waren nun Güterzüge im Leipziger Raum, aber
auch Reichenbach/Vogtl., Riesa, Dessau und Frankleben im Geisetal wurden noch
erreicht. Ein besonderer Langlauf war der 254 allerdings noch verblieben. Um
eine Diesellok auf der Strecke Leipzig - Geithain - Karl-Marx-Stadt (Chemnitz)
einzusparen, beförderte eine 254 den Planzug über die elektrifizierte aber
wesentlich längere Strecke via Riesa, Dresden und Freiberg.
Die weiter
anhaltende angespannte Lage im Energiesektor war wohl auch der Grund für eine
erneute Laufplanerweiterung im März 1986, als wieder acht Plantage von der 254
gefahren wurden. Dresden-Friedrichstadt wurde wieder mit mehreren Leistungen
angefahren und auch Magdeburg-Rothensee, Zwickau und Neudietendorf waren wieder
im Plan enthalten. Im Sommerfahrplan wurde dann sogar Potsdam/Seddin und Stendal
erreicht. Doch das letzte Hoch der 254 bei der DR dauerte nur wenige Monate. Die
neue 243, die mittlerweile in Massen gebaut wurde, machte die Eisenschweine
ersetzbar.
Mit der Hauptuntersuchung der 254 106 führte die DR Ende
November 1986 die letzte E 6 an einer 254 durch. Alle dazu erforderlichen
Sonderwerkzeuge wurden im Anschluss daran bis Anfang 1987 verschrottet. Da die
Loks im Gegensatz zu der DB in der DDR nur 5 Jahre zwischen den
Hauptuntersuchungsfristen hatten, war das Ende der 254 bis 1992 damit abzusehen.
Als erstes traf es die 254 154, die am 14. Mai 1987 außer Dienst
gestellt wurde. Die Lok kam ins RAW Dessau zum Ausschlachten und wurde bis zum
Herbst 1987 verschrottet. Die seit 1985 in Delitzsch abgestellte 1-1179 wurde
1987 endgültig ausgemustert und im Dezember 1987 in Roitzsch hinterstellt. Am 1.
Dezember 1987 musste schließlich die 254 016 nach einem Brandschaden den Einsatz
quittieren, kam anschließend ins Bw Leipzig West, wo die Lok zwischen August
1988 und April 1989 zerlegt wurde.
Zum Jahreswechsel 1987/88 waren damit
noch 13 betriebsfähige Lokomotiven in der DDR vorhanden.
Engelsdorf |
11 |
254 040, 052, 056, 059, 066, 069, 106, 110, 114, 115, 153 |
BKK-Bitterfeld: |
2 |
1-1121 II (ex 089), 1-1122 (ex 058) |
Gesamt |
13 |
|
Auch 1988 sank der Stern der 254 weiter.
Die zunehmende Neulieferung der 243 setzte 250er frei, die dann Leistungen der
254 übernahmen. Insgesamt wurden ab dem 1. Januar 1988 nur noch drei Plantage in
Engelsdorf gefahren. Immerhin enthielt der Plan in der Nacht von Tag 1 auf Tag 2
noch einen Langlauf von Köthen über Halle und Leipzig nach
Dresden-Friedrichstadt und eine anschließende Rückleistung nach Engelsdorf. Eine
weitere Lokomotive kam planmäßig über den nördlichen Güterring in Leipzig und
mit einem weiteren Zug von Engelsdorf bis Borna. Donnerstags wurde Neudietendorf
angefahren. Zwei weitere Loks wurden an Samstagen benötigt um einen Zug von
Altenburg nach Leipzig zu bringen. Der Rest fuhr wild in Plänen der 250 oder war
als Bereitschaftslok eingeteilt.
Als Ersatzteilspender wurde 1988 die
abgestellte 1-1179 vom BKK Bitterfeld von der DR zurückerworben und im November
1988 zum Bw Halle P als Ersatzteilspender überführt.
Die Verschrottung
der nötigen Werkzeuge und technischen Ausrüstung für eine Hauptuntersuchung
wurde auch den an das BKK Bitterfeld verkauften Loks zum Verhängnis. Als 1988
auch die 1-1121 (II) zur HU anstand, spitze sich die Situation für die
Kohletransporte des BKK Bitterfeld zu. Schließlich kaufte das BKK Bitterfeld
Anfang Januar 1988 von der DR die Neubauloks 211 026, 030 und am 1. März 1988
die 211 031 und 032, die als 4-1314 bis 4-1317 in den Bestand eingereiht wurden
und fortan in Doppeltraktion (!) die Co-Co-Krokodile ersetzten. Die noch
vorhandene 1-1122 übernahm dadurch den Rangierdienst in Delitzsch. Damit konnte
die 1-1121 (II) ausgemustert werden. Aufgrund der weiter angespannten
Ersatzteilsituation, kaufte die DR 1989 auch diese Lok vom BKK Bitterfeld
zurück, um ihnen einige Komponenten entnehmen zu können.
Erstaunlicherweise bekam die BKK 1-1122 Ende 1988 dagegen noch eine
Untersuchung mit Fristverlängerung im Bw Halle P und der Hw Gräfenhainichen, so
dass die Lok wieder in den Betrieb zurückkehren konnte.
Am 13. Juni 1988
musste die 254 069 wegen eines Rahmenschadens aus dem Bestand ausscheiden und
wurde anschließend in Engelsdorf als Ersatzteilspender verwendet. Im Mai 1989
waren die letzten Reste der Lok verschrottet worden.
Genau ein Jahr
später traf es die 254 114 und - nach einem Brand im Führerstand - Mitte Juli
1989 die 254 115, so dass zum Jahreswechsel 1989/90 nur noch 9 Lokomotiven in
der DDR in Betrieb standen:
Engelsdorf |
8 |
254 040, 052, 056, 059, 066, 106, 110, 153 |
BKK-Bitterfeld: |
1 |
1-1122 (ex 058) |
Gesamt |
9 |
|
Im Winter 1988/89 gab es noch zwei
verschiedene Pläne in Engelsdorf, die insgesamt sechs Loks einbanden, wobei die
Loks aber die meiste Zeit als Reserve herumstanden. Gefahren wurden noch einige
Leistungen zwischen Leuna, Espenhain, Altenburg, Neukieritzsch, Zwickau, Leipzig
und Großkorbetha. Drei Tage waren die Loks als ODL-Reserve in Engelsdorf
hinterstellt.
Im Sommer 1989 wurden immer noch sechs Loks planmäßig
benötigt, An den Plänen hatte sich nicht viel geändert. Schwerpunktmäßig wurden
die KBS 210 bis Eisernburg, KBS 460 (nach Böhlen, Espenhain, Neukieritzsch und
Reichenbach sowie die KBS 510 bis Großkorbetha befahren. Zwei Loks waren dabei
als ständige Reserve eingeteilt, während die dritte Lok Montag bis Samstag einen
Zug von Engelsdorf nach Reichenbach bespannte. Die Rückleistung erfolgte LZ bis
Neukieritzsch, von dort mit einem Zug nach Espenhain, anschließend LZ nach
Böhlen, wo erneut eine Leistung nach Espenhain übernommen wurde. Mit einem
Leerzug erreichte die Lok anschließend Delitzsch Südwest und kehrte mit einem
Kohlezug nach Leipzig-Connewitz zurück. Sonntags waren noch Leistungen nach
Halle, Angersdorf und Löbstädt zu fahren. Insgesamt wurden werktags noch
durchschnittlich 286 km und sonntags noch 204 km erreicht.
Ab 24.
September 1989 wurden die noch vorhandenen Loks der Reihe 254 dann wieder mehr
gefordert. Erneut waren zwei Umläufe mit je 3 Tagen aufgestellt worden, die aber
wieder wesentlich weniger Dispositionsleistungen enthielten und die Loks wieder
breiter (u.a. wieder bis nach Dresden) einsetzten. Dabei durchsetzten allerdings
auch immer wieder Neubauloks der Reihe 250 den Plan. Gefahren wurden u.a.
folgende Leistungen (ohne L-Fahrten):
Plan 1: Tag 1
54671 Engelsdorf
(0:51) - Altenburg (2:18)
56097 Böhlen (5:29) - Zwickau (6:53)
51344
Zwickau (9:41) - Halle (12:33)
54617 Halle (15:42) - Leipzig-Wahren (16:19)
57660 Leipzig-Plagwitz (18:40) - Espenhain (19:28)
56670 Espenhain
(21:37) - Großkorbetha (1:13)
Plan 1: Tag 2:
56670 Espenhain (21:37) -
Großkorbetha (1:13)
54650 Großkorbetha (5:01) - Engelsdorf (6:12)
53635
Engelsdorf (9:26) - Dresden-Friedrichst. (11:42)
50340 Dresden-Friedrichst.
(16:25) - Engelsdorf (19.22)
Plan 1, Tag 3
56697 Engeldorf (3:38) -
Reichenbach (6:21)
72627 Neukieritzsch (9:45) - Böhlen (9:59)
56644
Neukieritzsch (12:45) - Angersdorf (15.29)
54603 Angersdorf (19:01) -
Leipzig-Wahren (20:09)
48311 Leipzig-Wahren (21:27) - Engelsdorf (21.57)
Plan 2; Tag 1:
56069 Böhlen (10:36) - Espenhain (10:51)
56672
Espenhain (12:24) - Großkorbetha (14:00)
58603 Großkorbetha (17:37) -
Leipzig Bayr. Bf. (19:01)
58619 Leipzig Bayr. Bf. (20:57) - Neukieritzsch
(21:20)
Plan 2, Tag 2: Mo-Sa
56004 Neukieritzsch (2:46) -
Großkorbetha (4.18)
7982 Großkorbetha (5:51) - Leipzig Hbf (6:40)
498
Leipzig Hbf (7:53) - Taucha (8:20) nur Di, Do, Sa
59631 Taucha (8:48) -
Lobstädt (9:57) nur Di, Do, Sa
59624 Leipzig-Wahren (8:39) - Lobstädt (9:57)
nur Mo, Mi, Fr
55660 Lobstädt (11:30) - Engelsdorf (12:40)
Plan 2,
Tag 2: So
56004 Neukieritzsch (2:46) - Großkorbetha (4.18)
54640
Großkorbetha (8:51) - Leipzig-Wahren (9.48)
73685 Leipzig- Wahren (11:10) -
Leipzig MTh Bf (11:15) nur So
54663 Leipzig MTh Bf (12:16) - Engelsdorf
(13:26)
Plan 2, Tag 3: nur So
56200 Engelsdorf (4.18) - Halle (5:29)
59624 Angersdorf (6:57) - Leipzig-Wahren (9:57)
55660 Leipzig-Wahren
(11:30) - Engelsdorf (12:40)
Doch leider waren die letzten Eisenschweine
nicht lange in diesem Plan. Der drastische Rückgang der Verkehrsleistungen nach
den politischen Umbrüchen und der Wiedervereinigung im Jahr 1989 führten
zwischen Juni und August 1990 zu einem massiven Verkehrsrückgang und damit zur
Abstellung der noch verbliebenen Eisenschweine - mit Ausnahme der als Museumslok
vorgesehenen 254 056.
Während die 254 110 im Juni 1990 abgestellt werden
musste, senkte sich bei den 254 153, 059, 066, 040, 052 per Verfügung vom 4.
August 1990 der Bügel. Als letzte E 94 der DR wurde am 13. August 1990 die 254
106 stillgelegt. Alle Loks verblieben aber zunächst als MfV-Reserve im
Einsatzbestand. Während die 254 106 und 153 in Engelsdorf abgestellt wurden,
kamen die 254 040, 052, 059, 066 und 110 im Herbst 1990 in das Bw Zeitz.
Zum 31. Dezember 1991 wurde dann die 254 153 z-gestellt. Die z-Stellung
der 254 040, 052, 059, 066, 106, 110, 153 erfolgte zum 30. (nur 254 040) bzw.
31. Januar 1992. Am gleichen Tag wie die z-Stellung wurden alle Lokomotiven
inklusive der bereits am 31. Dezember abgestellten 254 153 dann auch
ausgemustert.
Während die DR-254 damit aus dem Bestand ausgeschieden
war, fuhr die beim BKK Bitterfeld vorhandene 1-1122 immer noch Rangier- und
Übergabedienste in Delitzsch. Am 5. September 1991 weilte die 1-1122 der nun als
MIBRAG bezeichneten Braunkohlegesellschaft Bitterfeld sogar noch mal zu einer
Bedarfsausbesserung im RAW Dessau. Erst im Jahr 1992 wurde die Lok am Gelände
der MIBRAG abgestellt.
1992 wurden die beiden Ersatzteilspender 1-1121
und 1-1179 aus Halle zum Bw Falkenberg überführt, wo sie noch Ende Januar 1993
angetroffen werden konnten. Auch die 254 114 und 115 waren unterdessen nach
Dessau zur Zerlegung abgefahren worden.
Doch bis Mitte 1993 waren die
Loks dann zerlegt. Im Oktober 1994 wurde die 254 153 zur Verschrottung nach
Großsteinberg überführt.
Damit waren noch folgende DR 254er vorhanden,
deren Geschichte in der Rubrik Museumsloks behandelt werden soll:
E 94 040,
052, 056, 058 (1-1122), 059, 066, 106, 110
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