Geschichte der E94


Deutsche Reichsbahn - Ost

1945 bis 1991




Am 10. Februar 1990 bespannte die 254 040 den N 7982 nach Leipzig Hbf, hier im Bahnhof Großkorbetha
(Foto: Philip Wormald, 10.02.1990, http://locopage.50megs.com)


Geschichte der Deutschen Reichsbahn - Ost (1945 - 1991):

Am 18. April 1945 rückte die US-Armee in Probstzella ein und im Mai 1945 wurden die Kampfhandlungen endgültig beendet. Die RBD Halle und Erfurt hatten nur wenige E 94er im Bestand, dennoch hatte sich das Bild durch die kurze Zeit später eingeführten Zonengrenzen erheblich geändert.

Im Bereich der späteren DDR befanden sich mindestens 20 Lokomotiven - vielleicht sogar 23 Lokomotiven - der Baureihe E 94:
E 94 007 (Bw Schwarzach-St.Veit) zur Reparatur im RAW Dessau
E 94 032 (Bw Salzburg) SSW Berlin zur Reparatur
E 94 040 Bw Probstzella
E 94 042 (Bw Augsburg) abgestellt im Bf Saalfeld
E 94 046 (Bw Pressig-Rothenkirchen) abgestellt im Bf Eichicht
E 94 052 (Bw Pressig-Rothenkirchen) betriebsfähig abgestellt im Bw Probstzella
E 94 054 Bw Probstzella (betriebsfähig?)
E 94 055 Bw Probstzella betriebsfähig
E 94 056 Bw Probstzella betriebsfähig
E 94 057 befand sich zur Reparatur im RAW Dessau
E 94 058 Bw Weißenfels zur Instandsetzung
E 94 020 (RBD Halle aus RBD Breslau zugeführt - nicht ganz geklärt)
E 94 065 (RBD Halle aus RBD Breslau zugeführt - nicht ganz geklärt)
E 94 066 (RBD Halle aus RBD Breslau zugeführt - nicht ganz geklärt)
E 94 069 (Salzburg) zur Reparatur im RAW Dessau
E 94 082 (Bw Augsburg) AEG / Hennigsdorf zur Reparatur
E 94 089 (Bw Schwarzach-St.Veit) AEG / Hennigsdorf zur Reparatur
E 94 096 (Augsburg) zur Reparatur im RAW Dessau
E 94 106 Bw Probstzella betriebsfähig
E 94 114 Bw Saalfeld betriebsfähig abgestellt
E 94 115 Bw Saalfeld betriebsfähig abgestellt
E 94 153 Bw Halle
E 94 154 Bw Halle

Gleichzeitig war allerdings die E 94 128 aus Probstzella in Ludwigsstadt beschädigt abgestellt worden und die zerstörte Strecke verhinderte eine Rückkehr.

Die Beheimatung der E 94 020, 065 und 066 im Bw Halle konnte bisher nicht geklärt werden. Nach einer Quelle gelangten die Loks im Februar 1945 im Zuge der Rückführung von E-Loks aus Schlesien zur RBD Halle und wurden dort wahrscheinlich dem Bw Halle zugeteilt. Andere Quellen sehen die Loks allerdings weiterhin in Schlesien.

Von Probstzella konnten bereits im April 1945 wieder erste elektrische Züge bis Förtschendorf verkehren und im Juni war die Leitung über Pressig-Rothenkirchen bis nach Küps wieder verlegt. Wie im allen Teilen Deutschlands war die Betriebsführung in dieser Zeit extremen Bedingungen unterworfen und zur Beförderung der wenigen Züge wurde jede Lok herangezogen, die gerade verfügbar war. Doch schon Anfang Juli 1945 wurde die Strecke nach dem Rückzug der Amerikaner aus Thüringen an der Grenze zur RBD Nürnberg bei Falkenstein verbarrikadiert.

Die in der SBZ verbliebenen E 94 042, 046, 052 aus westdeutschen Bws wurden im September 1945 der RBD Erfurt zugewiesen und gelangten zum Bw Saalfeld (E 94 042) und Probstzella (E 94 046 und 052).

Ab 15. September 1945 konnte wieder elektrisch von Leipzig bis Jena gefahren werden und ab 26. November 1945 reichte der Fahrdraht bis ans Einfahrsignal im Bf. Saalfeld. Dort waren die Arbeiter immer noch mit der Wiederherstellung von Bahnanlagen und Durchfahrtsgleisen beschäftigt. Von Süden her gelangten E-Lok ab 14. Januar wieder von Probstzella bis Eichicht und ab 1. Februar 1946 bis Saalfeld - ebenfalls aber nur bis zum Einfahrtsignal - allerdings auf der gegenüberliegenden Seite. Erst am 9. März 1946 sollten wieder Züge elektrisch durch den Bf. Saalfeld fahren können.

Am 18. Oktober 1945 traf ein Lokzug mit zuvor in Polaun gestrandeten Lokomotiven, darunter auch die E 94 017, über Dresden im RAW Dessau ein, wo sie zunächst abgestellt wurden.

Durch die Absperrung der Strecke bei Falkenstein waren ein Großteil der in Probstzella und Saalfeld beheimateten Loks arbeitslos. Aus diesem Grund entschloss sich die DR-Ost im November 1945 zur Umbeheimatung der im zerstörten Bw Saalfeld beheimateten E 94 042, 114 und 115 sowie der Probstzellaer Loks E 94 055, 056, 058 und 106 ins zentraler gelegene Bw Weißenfels auf der Strecke Jena - Leipzig. Die in Probstzella verbliebenen fünf E 94er reichten für die zu fahrenden Einsätze aus. Interessant wäre die Frage, wie die Lokomotiven aus Probstzella nach Weißenfeld gekommen sind, da ja der Bf in Saalfeld zerstört war. Damit ergab sich zum Jahresende 1946 folgende Bestandsübersicht:

Bw Probstzella: 5 E 94 040, 046, 052, 054, 057z
Bw Weißenfels: 7 E 94 042, 055, 056, 058, 106, 114, 115
Bw Halle (5)/2 E 94 (020), (065), (066), 153, 154
RAW Dessau 4 E 94 007, 017, 069, 096
SSW Berlin 1 E 94 032
AEG Hennigsdorf 2 E 94 082, 089
(24)/21


Am 10. März 1946 wurden die sich zur Reparatur in der SBZ befindlichen E 94 007, 032, 069, 082, 089 und 096 ebenfalls DR-Ost - diesmal der RBD Halle - zugewiesen.

Am 30. März 1946 erging dann der vernichtende Befehl der Sowjetischen Militär-Administration in Deutschland (SMAD) den elektrischen Zugverkehr in der Besatzungszone einzustellen. Alle Anlagen und Einrichtungen sowie der gesamte elektrische Fuhrpark sollte als Reparationsleistungen in die UdSSR gebracht werden. Die E-Loks der RBD Erfurt mussten im Bw Weißenfels gesammelt werden, während die zwei bzw. fünf E 94er der RBD Halle über Cottbus in die UdSSR abgefahren wurden.

Die in Weißenfels hinterstellten elf E 94er wurden in drei Lokzügen am 24. April (91403 mit E 94 042, 114, 115), am 29. April (91405 mit E 94 055, 058) und am 4. Mai 1946 (91433 mit E 94 040, 046, 052, 054, 056, 106) in die Sowjetunion gebracht.
Die sich im RAW Dessau befindlichen E 94 057 und 069 gelangten am 29. September, die E 94 017 am 28. Oktober in die UdSSR.

Damit waren nur noch fünf Lokomotiven in Mitteldeutschland vorhanden. Im RAW Dessau standen die schwer beschädigten E 94 007 und 096, in Hennigsdorf die E 94 082 und 089 und bei SSW in Berlin die E 94 032. Da sich die E 94 032 aber im späteren Westsektor der Stadt befand, gelangte sie in den Besitz der DR-West und wurde am 12. März 1948 durch die SBZ in Richtung Bayern abgefahren.

In der UdSSR trafen die Mitteldeutschen Loks dann auch auf ihre schlesischen Schwestern, die am 9. Mai 1945 in die Hände der Sowjettruppen gefallen waren. Anfang Juli 1945 waren dort bereits die elektrischen Ausrüstungen und Anlagen sowie das fahrbare Material abtransportiert worden. Die schlesischen E-Loks waren im Bw Waldenburg-Dittersbach gesammelt worden, darunter auch die E 94 016, 019, 021, 059, 078 und 110 sowie (wenn nicht in die RBD Halle gebracht) die E 94 020, 065 und 066. Nach der Überprüfung der Lauffähigkeit aller Maschinen sollen zunächst in Richtung Königszelt abgefahren worden sein. Am 21. September 1945 übernahm die Polnische Staatsbahn (PKP) dann den Betrieb auf sämtlichen Bahnstrecken in Schlesien.

Wahrscheinlich gelangte auch die bei der Rückführung nach Bayern in Trautenau (CSSR) abgestellte E 94 074 in die UdSSR. Andere Quellen sprechen allerdings davon, dass die Lok noch 1951 in Trautenau angetroffen werden konnte und kurz darauf zerlegt worden sei. Wahrscheinlicher ist aber der erste Fall.

In der UdSSR waren somit folgende 25 E 94er abgefahren worden: E 94 016, 019-021, 040, 042, 046, 052, 054-059, 065, 066, 069, 074, 078, 106, 110, 114, 115, 153 sowie 154. Fast alle Loks waren dabei mehr oder weniger grob auf die Breitspur von 1524 mm umgespurt worden und hatten die sowjetische Mittelpufferkuppelung erhalten.

Die Elektrifizierung in Russland war zu diesem Zeitpunkt noch ohne Zusammenhang auf verschiedene Strecken verteilt. Dabei gab es sowohl 1500 kV als auch 300 kV-Strecken. Im Hinblick auf eine flächenübergreifende einheitliche Elektrifizierung sollten verschiedene Möglichkeiten in Erwägung gezogen werden, so auch eine Elektrifizierung mit dem in einigen Staaten Westeuropas gültigen 16 2/3 Hz 15 kV-System. Deswegen beabsichtigte die UdSSR zunächst mit den beschlagnahmten Beutelokomotiven einen elektrischen Testbetrieb auf der ca. 100 km langen Strecke von Kozya bis Vorkuta einzurichten.

Die E-Loks wurden dabei in das sowjetische Bezeichnungsschema als „TEL“ (T=Trofeija entspr. Beutelok) eingereiht, wobei Baureihe und Ordnungsnummer erhalten blieben. So wurde beispielsweise aus der E 94 055 die TEL 94-055.

Ein Verteilungsplan vom 1. Februar 1947 ergab dabei folgende Bestandsverteilung:

Mineralnaja Woda: 2 TEL 94-074, 115
Vorkuta 21 TEL 94-016, 019-021, 040, 046, 052, 054-058, 065, 066, 069, 078, 106, 110, 114, 153, 154
Ministerium f. Elektroenergiewirtschaft: 3 TEL 94-017, 042*, 059
* In der Original-Liste taucht die E 94 042 alias TEL 94-042 nicht auf, dafür aber die nie in Mitteldeutschland eingesetzte E 94 025 alias TEL 94-025. Wahrscheinlich ist aber hier die E 94 042 gemeint gewesen. Auch die noch in der SBZ vorhandenen E 94 007, 032, 082, 089 und 096 wurden als Beutegut in dieser Liste aufgeführt, obwohl diese nie in Russland waren.


Zwischen 1948 und 1951 setzte die UdSSR die Loks auf einem Teilstück der Petschorabahn zwischen Koshwa (heute Koyza) und Workuta (heute Vorkuta) ein, das zu diesem Zweck mit 16 2/3 Hz und 15 kV elektrifiziert worden war. Dass alle Loks der E 94 hier im schweren Einsatz standen, bewiesen die starken Abnutzungserscheinungen an Kupplungen und Verschleißteilen der Lokomotiven, die nur vom harten Alltags-Betrieb stammen konnten. Wahrscheinlich wurden die E 94er vor schweren Kohlezügen eingesetzt. Genaueres über den Versuchsbetrieb ist bis heute nicht bekannt. Ein Einsatz der in der Liste aufgeführten E 94 074 und 115 auf der Strecke Rostow (am Don) nach Baku im Kaukasus ist dagegen mehr als fraglich, da die Loks erwiesenermaßen nicht umgespurt worden waren.

Im Jahr 1951 endete der Versuchseinsatz, als die Sowjetunion die Elektrifizierungsfrage zu Gunsten des 50 Hz 25 kV-Systems gefällt hatte. Da die DDR nun als Genosse angesehen wurde aber wohl auch, da die eingesetzten Loks in einem miserablen Betriebszustand waren und eine Aufarbeitung immense Kosten verursacht hätte, gab die Sowjetunion einen Großteil der Anlagen und Lokomotiven wieder an die Reichsbahn zurück. Lediglich der Verbleib der E 94 074 ist bislang nicht geklärt. Neben der bereits beschriebenen Variante, dass die Lok nicht in die UdSSR kam und bis 1951 im tschechischen Trutnov abgestellt gewesen sein soll, gibt es auch Hinweise, dass die Lok auf Gleichstrom umgebaut worden sein soll und anschließend im Depot Moskau Lenigrader Vbf beheimatet worden sein soll. 25 Lokomotiven der Baureihe E 94 gelangten aber in mehr oder weniger desolatem Zustand in die DDR zurück.

In der DDR selber war am 9. Februar 1950 die Beibehaltung des Dampfbetriebes beschlossen worden, da eine erneute Elektrifizierung einem Aufbau von Null entsprochen hätte. Die wenigen noch vorhandenen Teile für eine Elektrifizierung wurden für die Elektrifizierung der Strecke Falkenstein - Zonengrenze - Probstzella verwendet, die fortan von DB-Lokomotiven bedient wurde.

Die auf Breitspur umgespurten E 94er konnten nicht auf ihren eigenen Achsen nach Mitteldeutschland gebracht werden und kamen in der Regel in mehreren Teilen zerlegt an der Grenze an. Meist waren der Kastenaufbau und die beiden Drehgestelle einzeln auf Flachwagen verladen worden. In diesem erbärmlichen Zustand trafen am 30. Juli 1952 als erste Loks die E 94 020, 055 und 065 bei der DR ein, als letztes erreichten die E 94 056 und 106 im Oktober die Grenze in Franfurt /Oder. Die folgende Übersicht zeigt die Ankunft der Loks in dem Grenzbahnhof:

30. Juli 1952: 3 E 94 020, 055, 065
6. August 1952: 4 E 94 016, 054, 114, 153
9. August 1952: 2 E 94 059, 154
20. August 1952: 3 E 94 040, 046, 058
21. August 1952: 3 E 94 078, 110, 115
24. August 1952: 5 E 94 017, 019, 021, 042, 069
26. August 1952: 3 E 94 052, 057, 066
16. Oktober 1952: 1 E 94 056
22. Oktober 1952: 1 E 94 106
gesamt: 25


Die Loks waren dabei überwiegend in einem horrenden Zustand. Die Radsterne waren im Rahmen der Umspurung nach außen gedrückt und wegen der Radkästen die Radnaben und Speichen mit einem Radius von 150 mm bis zu 40 mm abgedreht worden. Innen auf den Drehgestellwangen waren Verstärkungen entfernt worden, die bei der Spurerweiterung im Weg gewesen waren. Der harte Einsatz im sibirischen Winter hatte ebenfalls Tribut gefordert. Insgesamt war die Drehgestellkonstruktion instabil geworden. Bei vielen Lokomotiven fehlten Teile, so u.a. bei der E 94 017 die Fahrmotoren, bei der E 94 056 die Radsätze und bei der E 94 066 sogar ein komplettes Drehgestell. Erst als im Oktober 1952 auf einem Flachwagen ein einzelnes Drehgestell eintraf, war die E 94 066 wieder komplett. Die E 94er wurden noch am Tag der Einkunft in Frankfurt/Oder an das RAW Dessau weitergeleitet, wo die Loks zunächst abgestellt werden sollten.

Durch die Rückgabe der Lokomotiven und Einrichtungen waren die Möglichkeiten einen eigenen elektrischen Betrieb wieder aufzunehmen entschieden gestiegen. Wohl um nötige finanzielle Mittel aufzubringen, entschied das DDR-Eisenbahnministerium ein paar Lokomotiven an die DB abzugeben. Aus diesem Grund wurden die E 94 042, 046 und 054 in Dessau notdürftig zusammengeflickt und wieder auf 1435 mm zurückgespurt. Anschließend waren sie ab dem 31. Dezember 1952 für eine Abgabe an die DB bereitzuhalten. Nach langen und zähen Verhandlungen konnten die drei Loks schließlich am 3. Januar 1954 ihre Reise in den Westen antreten. Weitere Lokomotiven sollten folgen, weshalb die DR zunächst noch die E 94 055, 056, 058 und 065 am 6. Februar 1954 zur Übergabe bereitstellte. Doch nur die E 94 055 gelangte am 21. Februar noch zur DB, alle anderen Lokomotiven blieben im Bestand der DR.

Im Verlauf der Verhandlungen erinnerte man sich auch an die bei Kriegsende zur Reparatur in Hennigsdorf abgestellten E-Loks. Die selbe Mannschaft, die die aus der UdSSR eintreffenden Loks in Frankfurt/Oder lauffähig gemacht hatte, kümmerte sich nun um diese abgestellten Wracks. Unter den so lauffähig hergerichteten Maschinen, die ins RAW Dessau überführt wurden, befanden sich auch die E 94 082 und 089, die zusammen mit Lokomotiven der Baureihen E 04 und E 18 am 25. November bzw. 28. Dezember auf eigenen Achsen in Richtung Dessau abgefahren wurden. Zusammen mit den an die DB abzugebenden Lokomotiven befanden sich damit zum Jahresende 1952 29 Krokodile in mehr oder weniger stark lädiertem Zustand im und um das RAW Dessau abgestellt:
E 94 007, 016, 017, 019, 020, 021, 040, 042, 046, 052, 054, 055, 056, 057, 058, 059, 065, 066, 069, 078, 082, 089, 096, 106, 110, 114, 115, 153 und 154.

Nachdem die Wiederelektrifizierung einiger Strecken beschlossen war, konzentrierte sich die Reichsbahn aber zunächst auf die Wiederherstellung der zahlenmäßig am meisten vertretenen Baureihe E 44, mit der am 1. September 1955 feierlich der elektrische Zugbetrieb zwischen Halle und Köthen wiederaufgenommen wurde. Am 29. Dezember 1955 erweiterte sich das elektrische Netz dann bis Schönebeck (Elbe).

Nach der Instandsetzung von insgesamt 30 Lokomotiven der E 44 rückte die E 94 in den Fokus der Aufarbeitung und so begann 1956 die Aufarbeitung der ersten vier Krokodile E 94 153, 154, 106 und 021, die alle noch vor Jahresfrist in Dienst gestellt werden konnten. Die Reihenfolge der Aufarbeitung richtete sich dabei nach dem Zustand der Lokomotiven. Die Aufarbeitung an sich stellte die Mitarbeiter des RAW Dessau vor ungeahnte Schwierigkeiten. Durch die oben bereits erwähnten Umbauten musste praktisch jedes Drehgestell neu vermessen und jede Achse neu angefertigt werden. Mit Ablieferung erhielt übrigens jede E 94 ein neues Betriebsbuch. Die Herstellungskosten der E 94er lagen dabei zunächst um die 215.000 Mark.

Am 6. Oktober 1956 kam die E 94 153 zum Bw Halle P. Nach über zehn Jahren fuhr damit wieder eine E 94 aus eigener Kraft auf den Gleisen Mitteldeutschlands (sieht man von dem kurzen Grenzstück in Falkenstein ab, auf dem DB E 94er öfters in die DDR kamen). Als zweites Heimat-Bw wurde Magdeburg-Buckau ausgewählt, das am 15. November als erstes die E 94 154 zugewiesen bekam. Dorthin gelangten auch die beiden letzten Neuzugänge des Jahres am 8. (E 94 106) bzw. 28. Dezember 1956 (E 94 021). Offiziell wurde allerdings erst am 20. Dezember 1956 der elektrische Betrieb zwischen Schönebeck und Magdeburg aufgenommen.

Kurz nach dem Eintreffen der E 94 106 gab Magdeburg-Buckau aus nummerntechnischen Gründen die E 94 154 nach Halle ab. Damit ergab sich zum Jahresende 1956 erstmals folgender Bestand an betriebsfähigen Loks:

Halle P 2 E 94 153, 154
Magdeburg Buckau: 2 E 94 021, 106
Gesamt 4


Die Loks wurden zu diesem Zeitpunkt zusammen mit den E 44ern überwiegend im Güterzugdienst zwischen Halle und Magdeburg beschäftigt.

Die nächste E 94 traf im April 1957 in Magdeburg-Buckau ein. Es war die am 7. April übergebene E 94 016. Gleiches Ziel hatte auch die im Mai 1957 abgelieferte E 94 017. Die Anfang Juni fertiggestellte E 94 052 ging dagegen wieder nach Halle P, wo auch die einen Monat später abgelieferte E 94 056 in den Bestand aufgenommen wurde. Anfang August erhielt dann noch mal Magdeburg-Buckau eine Maschine (E 94 020), bevor die letzten beiden Neuzugänge des Jahres (E 94 059 Anfang Oktober und E 94 114 Anfang November) wieder dem Bw Halle P zugeteilt wurden. Damit hatte sich der Betriebsbestand auf elf Lokomotiven erhöht. Das Einsatzgebiet der Loks hatte sich aber nicht verändert. Immer noch oblag der E 94 der schwere Güterzugdienst zwischen Halle und Magdeburg.

Im Gegensatz zu 1957 wurden 1958 nur sechs Lokomotiven dem Betrieb übergeben. Da am 15. März 1958 der elektrische Betrieb zwischen Bitterfeld über Dessau und Rosslau bis Meinsdorf (Rosslau Rbf) aufgenommen werden konnte, sollte dabei auch Bitterfeld als neues E 94er Bw die Krokodile beheimaten. Zur Personalschulung wechselten deswegen bereits Anfang März die Hallenser E 94 052 und 056 nach Bitterfeld. Mit der Aufnahme des elektrischen Zugbetriebes gelangte Mitte März auch noch die E 94 059 aus Halle in den Bestand des Bw Bitterfeld. Auch die zwei ersten Neuzugänge des Jahres Ende März (E 94 040) und Ende April (E 94 058) wurden dem gerade elektrifizierten Bw zugeteilt, das die Loks im schweren Güterzugdienst zwischen Bitterfeld und Meinsdorf einsetzte.

Die weiteren Neuzugänge (E 94 065 (August), 066 (Juni), 078 (Juli), 089 (Oktober)) erhielt dann wieder das Bw Halle P, das damit wieder zum zahlenmäßig größtem E 94er-Bw der DR aufstieg, wie die Übersicht zum Jahreswechsel 1958/59 zeigt.

Bitterfeld 5 E 94 052, 040, 056, 058, 059
Halle P 7 E 94 065, 066, 078, 089, 114, 153, 154
Magdeburg Buckau: 5 E 94 016, 017, 020, 021, 106
Gesamt 17


Zu diesem Zeitpunkt warteten noch acht Lokomotiven im RAW Dessau auf ihre Wiederherstellung (E 94 007, 019, 057, 069, 082, 096, 110, 115). Doch wurde es immer schwieriger und deswegen auch teurer die Lokomotiven aufzuarbeiten. Mittlerweile waren die Herstellungskosten auf rund 220.000 Mark gestiegen. Dennoch konnte die DR vorerst nicht auf eine Komplettierung weiterer Loks verzichten. Im März 1959 kam deswegen die E 94 110 wieder in Betrieb und Anfang April folgte die E 94 115. Beide Loks gelangten dabei zum Bw Leipzig-Wahren.

Ende Mai gab Bitterfeld die E 94 052 an das Bw Halle P zurück, das die Lok zur Beförderung von Kohlezügen aus dem nun elektrifizierten Geisetal bei Merseburg dringend benötigte. Ihr folgten Ende des Jahres noch die E 94 040 und 056 nach Halle.

Die im Oktober 1959 wieder in Betrieb genommene E 94 057 gelangte ebenfalls zum Bw Halle P. Anfang Januar 1960 kam dann die E 94 096 wieder in Fahrt, die im gleichen Bw landete. Etwa zur selben Zeit gab Bitterfeld die E 94er-Beheimatung auf und schickte seine beiden verbliebenen Maschinen nach Leipzig-Wahren (Januar E 94 058) und Halle P (Februar E 94 059). Damit kam der Bestand zunächst zur Ruhe.

Das Bw Halle P setzte seine 13 Lokomotiven zwischen Magdeburg, Leipzig und Weißenfels sowie ins Geisetal bis nach Mücheln ein. Die Leipziger Loks kamen nach Halle, Magdeburg und Bitterfeld, Dessau und Rosslau. Die Magdeburger Loks waren vorwiegend im schweren Güterzugdienst zwischen Magdeburg und Halle anzutreffen.

Bis 1960 hatte sich das elektrische Netz der DR auf über 400 km erweitert. Elektrifiziert waren die Hauptstrecken Leipzig - Halle - Magdeburg und Leipzig - Bitterfeld - Dessau - Rosslau sowie der nördliche Güterring in Leipzig, die Strecke Halle - Weißenfels sowie die Linie ins Geisetal Merseburg - Mücheln. Zu dieser Zeit wurde der Gesamtbetrieb auf diesen Strecken noch von Altbau-Loks der Reihen E 04, E 17, E 18, E 21, E 44, E 77, E 94 und E 95 bewältigt. Doch schon Ende der 50er Jahre plante die DR ihre ersten Neubauloks der Baureihen E 11 und E 42, die ab Anfang der Sechziger den Altbauloks Gesellschaft leisten sollten. Bis zur Lieferung der Neubauloks sollte aber noch einige Zeit vergehen, so dass weitere Maschinen - teilweise unter immenser Anstrengung - aufgearbeitet wurden.
Im Jahr 1961 gelangten so schließlich noch einmal zwei Lokomotiven der Baureihe E 94 nach langer und schwieriger Aufarbeitung (Kosten über 300.000 Mark) in den Betriebsdienst. Beide Lokomotiven (die E 94 069 im Oktober und die E 94 082 Anfang Dezember) wurden dem Bw Leipzig-Wahren zugeteilt. Damit hatte sich der Betriebsbestand auf 23 Lokomotiven erhöht. Die noch in Dessau vorhandenen E 94 007 und 019 waren bereits so weit ausgeschlachtet, dass eine Wiederaufarbeitung praktisch einem Neuaufbau gleich gekommen wäre, der die Kosten noch viel höher geschraubt hätte. Da mittlerweile aber bereits die Entwicklung der Neubauloks in vollem Gange war, sah man von einer Aufarbeitung ab und verwendete die beiden Loks noch bis 1967 als Ersatzteilspender für die betriebsfähigen Maschinen. Am 6. März 1967 wurden beide Wracks schließlich ausgemustert und wenig später (E 94 019 bis Mai und 007 bis August) im RAW Dessau verschrottet. Zum 31. Dezember 1961 ergab sich damit folgende Verteilung:

Halle P 13 E 94 040, 052, 056, 057, 059, 065, 066, 078, 089, 096, 114, 153, 154
Leipzig-Wahren 5 E 94 058, 069, 082, 110, 115
Magdeburg Buckau: 5 E 94 016, 017, 020, 021, 106
Gesamt 23


Bis 1963 änderte sich nichts an der Beheimatung der DR-Krokodile mehr. Dafür erweiterte sich das Einsatzgebiet um die Strecken nun in südlicher Richtung. Am 2. Oktober 1961 konnte der elektrische Betrieb zwischen Leipzig , Böhlen und Espenhain sowie der südlicher Güterring in Leipzig aufgenommen werden. Am 15. Januar 1962 konnte Altenburg von Böhlen aus und Borna von Neukieritzsch aus elektrisch erreicht werden. Mit Eröffnung des elektrischen Zugbetriebs auf dem westlichen Güterring in Leipzig und des letzten Teilstücks Altenburg - Werda - Zwickau am 25. Mai 1963) war die Relation Leipzig - Zwickau endlich komplett elektrifiziert und der E 94er Bestand kam wieder in Bewegung. Bereits vor der Eröffnung war die Leipziger E 94 115 zur Personalschulung an das Bw Zwickau abgegeben worden. Mit der offiziellen Aufnahme am 23. Mai 1963 wechselten noch die E 94 052, 078 (beide aus Halle) und 106 (aus Magdeburg) in die Stadt an der Mulde. Schwerpunkt des Einsatzes der Zwickauer Loks war die Relation Leipzig - Zwickau mit ihren Nebenstrecken nach Espenhain und Borna.

Gleichzeitig hatte die DR beschlossen den E 94er-Bestand in Magdeburg ganz aufzulösen, so dass Anfang Juni weitere drei Maschinen an die Bws Zwickau (E 94 017) und Halle P (E 94 020, 021) abgegeben werden mussten. Außerdem verstärkte im Juni 1963 noch die Leipziger E 94 110 den Hallenser Bestand. Die letzte Magdeburger Lok, die E 94 016, verblieb noch bis Ende August in der Elbstadt und kam dann ebenfalls nach Zwickau. Dorthin war Anfang Juli die E 94 110 und Mitte Juli die E 94 020 aus Halle umstationiert worden.

Auch das Einsatzgebiet erweiterte sich weiter: Am 28. September 1963 wurde der elektrische Betrieb auf der wichtigen Verbindung von Halle über Bitterfeld nach Muldenstein aufgenommen und am 20. Dezember 1963 konnte Reichenbach/Vogtl. elektrisch erreicht werden.

Anfang November 1963 gab Zwickau die E 94 017 noch einmal für kurze Zeit nach Halle ab. Die Lok kehrte aber Anfang Januar 1964 zusammen mit der Hallenser E 94 065 wieder nach Zwickau zurück.

Die Zwickauer Loks waren schwerpunktmäßig mit schweren Güter- und Kohlezügen auf den elektrifizierten Strecken südlich von Leipzig anzutreffen. Den Leipziger Maschinen oblag die Bespannung von Güterzügen in Richtung Halle, Bitterfeld, Dessau und Rosslau. Ab Januar 1964 konnte auch Großkorbetha elektrisch angefahren werden. Die Hallenser Maschinen waren zwischen Leipzig, Magdeburg, Bitterfeld, Muldenstein, Dessau. Rosslau und ins Geisetal nach Mücheln sowie nach Weißenfels eingesetzt.

Im Juli 1964 kam die E 94 021 für einige Monate nach Leipzig, wurde aber Ende Oktober 1964 wieder nach Halle zurückgegeben. Gleichzeitig kam auch die E 94 065 aus Zwickau nach Halle. Anfang Dezember verstärkte noch die Zwickauer E 94 106 den Hallenser Bestand, der damit kurzfristig zum Jahreswechsel auf 13 Loks angewachsen war:

Halle P 13 E 94 021, 040, 056, 057, 059, 065, 066, 089, 096, 106, 114, 153, 154
Leipzig-Wahren 3 E 94 058, 069, 082
Zwickau 7 E 94 016, 017, 020, 052, 078, 110, 115
Gesamt 23


Im Januar 1965 erhielt Zwickau die E 94 065 aus Halle zurück. Mit Eröffnung des elektrischen Fahrdrahtes zwischen Zwickau und Karl-Marx-Stadt (Chemnitz) am 26. Mai 1965 verstärkten zusätzlich die E 94 066 und 096 aus Halle den Zwickauer Bestand, da die E 94 auch auf dieser Relation Güterzüge bespannen sollte. Am 26. September 1965 erweiterte sich das Einsatzgebiet der Zwickauer Loks dann noch mal von Karl-Marx-Stadt (Chemnitz) bis Freiberg/Sachs.

Trotzdem wurde im Januar 1966 die E 94 065 wieder einmal nach Halle abgegeben. Doch schon Mitte Februar erhielt Zwickau aus Halle die E 94 059 und 114, gab dafür aber die E 94 110 nach Halle ab, so dass nun in beiden Bws jeweils zehn Loks stationiert waren.

Am 6. März 1967 waren die Überreste der beiden Ersatzteilspender E 94 007 und 019 ausgemustert und wenig später im RAW Dessau zerlegt worden.

Seit 26. März 1967 war die Strecke Weißenfels - Camburg - Bad Sulza elektrifiziert, ab 15. Juli 1967 konnte dann Apolda elektrisch erreicht werden und ab 22. September war Erfurt und Neudietendorf wieder unter Fahrdraht. Bereits Ende Februar 1967 war die Leipziger E 94 069 aufgrund der Streckenerweiterung nach Halle umbeheimatet worden, kehrte aber im Februar 1968 zusammen mit der Hallenser E 94 056 wieder nach Leipzig zurück. Ebenfalls 1968 kamen auch die E 94 089 und 106 nach Leipzig-Wahren, ohne dass sich am Einsatzgebiet viel änderte.

Die E 94 069 gelangte im Jahr 1969 wieder nach Halle. Dorthin kam im Juli 1969 auch die E 94 020 aus Zwickau, so dass sich Jahreswechsel 1969/70 folgendes Bild ergab:

Halle P 8 E 94 020, 021, 040, 065, 069, 110, 153, 154
Leipzig-Wahren 6 E 94 056, 057, 058, 082, 089, 106
Zwickau 9 E 94 016, 017, 052, 059, 066, 078, 096, 114, 115
Gesamt 23


Mitte Januar 1970 kehrte die E 94 020 nach Zwickau zurück.

Im Juni gab es wieder zwei größere Änderungen mit Auswirkung auf die E 94. Zum einen waren die Loks seit dem 1. Juni 1970 als Baureihe 254 bezeichnet worden, um so die Loknummern computerlesbar zu machen. Zum anderen wurde das Bw Zwickau zum 30. Juni 1970 Einsatzstelle des Bw Reichenbach/Vogt. Zwar blieben alle Lokomotiven in Zwickau und wurden auch von dort eingesetzt, dennoch wurden alle zehn Loks (254 016, 017, 020, 052, 059, 066, 078, 096, 114, 115) an diesem Termin offiziell zum Bw Reichenbach umbeheimatet, welches selber aber keine der Eisenschweine, wie die Loks beim Personal genannt wurden, einsetzte. Damit kehrte zunächst wieder Ruhe in den Bestand.

Im Frühjahr 1974 wurde die Reichenbacher 254 096 Opfer eines schweren Brandschadens. Da mittlerweile genügend Neubaulokomotiven vorhanden waren und sich bei der 254 immer mehr Ersatzteilprobleme bemerkbar machten, entschloss sich die DR die Lok als erste 254 zum 30. Mai 1974 aus dem Bestand zu streichen und als Ersatzteilspender zu verwenden. Bis September 1975 war die Lok dann gänzlich in Dessau verschrottet worden.

Bis 1976 änderte sich dann nichts mehr an der folgenden Bestandsverteilung:

Halle P 7 254 021, 040, 065, 069, 110, 153, 154
Leipzig-Wahren 6 254 056, 057, 058, 082, 089, 106
Reichenbach/Vogt. 9 254 016, 017, 020, 052, 059, 066, 078, 114, 115
Gesamt 22


Ende der Siebziger Jahre machte sich der zunehmende Einsatz von Neubaulokomotiven bei der 254 bemerkbar. Insbesondere ab 1977 gelieferte neue Serienloks der Baureihe 250 verdrängte die 254 aus den angestammten Strecken. Das Bw Halle erhielt als eines der ersten DR-Bws die 250 und setzte die Loks im Umlauf der 254 ein. Zum Sommerfahrplan 1977 wechselten deswegen die ersten drei Loks aus Halle zum Bw Engelsdorf (254 110, 153, 154). Mit jeder neuen 250 verabschiedete sich eine weitere 254 aus Halle. Anfang Juni 1977 gelangte die 254 021 nach Engelsdorf, Mitte Juni die 264 065 nach Reichenbach und Anfang Juni die 254 040 wieder nach Engelsdorf.

Am 3. August 1977 musste mit 254 017 eine weitere Lok nach einem schweren Unfall z-gestellt werden. Die Lok wurde am 13. Juli 1978 ausgemustert und anschließend bis 1978 im RAW Dessau zerlegt, nachdem einige Ersatzteile ausgebaut worden waren. Viele Eisenbahnfreude glaubten bereits zu dieser Zeit an ein baldiges Ende der 254, da die 250 in großer Stückzahl gebaut werden sollte.

Anfang August kam dann noch die letzte Hallenser 254, die 254 069 in den Bestand des Bw Engelsdorf, das die Neuzugänge zunächst noch ohne eigenen Umlauf wild im Güterzugdienst einsetzte. Erst im September stellte das Bw zwei Planumläufe für sechs Lokomotiven auf, die vorwiegend Durchgangsgüterzüge enthielten. Die Loks kamen dabei im Süden bis Zwickau und Reichenbach , im Norden bis Magdeburg-Buckau, Muldenstein und Roßlau und im Westen bis Erfurt und Neudietendorf und im Osten bis Dresden-Friedrichsstadt.

Zum Jahreswechsel 1977/78 ergab sich damit folgende Bestandsverteilung:

Engelsdorf 6 254 021, 040, 069, 110, 153, 154
Leipzig-Wahren 6 254 056, 057, 058, 082, 089, 106
Reichenbach/Vogt. 9+1z 254 016, 017z, 020, 052, 059, 065, 066, 078, 114, 115
Gesamt 21+1z


Da der Engelsdorfer Plan keine Reserven enthielt und bei Lokausfällen damit erst Ersatzloks herangezogen werden mussten, kürzte das Bw zum Sommer 1978 den Umlauf zunächst auf drei Loks. Erst die Umbeheimatung der 254 089 und 106 aus Leipzig-Wahren nach Engelsdorf brachte dort wieder eine Entspannung der Situation und so konnten zum Winterfahrplan wieder fünf Loks in einem Planumlauf gebunden werden.

Im Februar 1979 erweiterte die Leipziger 254 082 den Engelsdorfer Bestand und im März gelangte die Reichenbacher 254 115 nach Engelsdorf.

Ein neues Einsatzgebiet gab es ab Sommer 1979 für die 254 057 und 058. Beide Lokomotiven waren zum 1. Juli 1979 an das Braunkohlekombinat Bitterfeld verkauft worden. Seit 24. September 1976 war die Strecke Muldenstein - Burgkemnitz elektrifiziert. Über eine Anschlussbahn wurde dabei das Kraftwerk Vockerode an der Elbe mit Rotbraunkohle versorgt. Ab 1979 sollte die Kohlezulieferung aus dem neuen Tagbaugebiet Delitzsch-Südwest erfolgen. Die Transporte sollten jedoch nicht durch die DR, sondern durch werkseigene Fahrzeuge des BKK Bitterfeld erfolgen. Die DR erlaubt dafür lediglich die Benutzung der elektrifizierten Reichsbahnstrecke von Delitzsch über Bitterfeld nach Burgkemnitz. Auf der Suche nach geeigneten Lokomotiven für den Einsatz, wurde das BKK bei der DR selber fündig und erwarb zum 1. Juli 1979 die beiden gerade zur HU in Dessau weilenden 254 057 und 058. Als erste Lok wurde die am 31. Juli fertiggestellte 254 057 dem BKK übergeben, das die Lok als Werklok 1-1121 bezeichnete. Am 1. Oktober folgte dann die nun als 1-1122 bezeichnete 254 058. Als Werklokomotiven mussten die Lokomotiven allerdings nun noch mal extra für die Reichsbahnstrecken eine Betriebszulassung erhalten. Diese erfolgte zum 12. Februar 1980 für die von Bitterfeld ausgehenden Strecken bis Grafenhainichen, Dessau und Engelsdorf. Dessau und Engelsdorf waren nötig um die Loks aus eigener Kraft zu nötigen Fristuntersuchungen dem Bw Engelsdorf oder dem RAW Dessau zuführen zu können.

Seit 1. September 1979 wurde die 254 078 in Zwickau bei der Abstellanlage für Reisezugwagen als Prüflok für die elektrische Zugheizung verwendet, während die anderen Reichenbacher Loks die meiste Zeit abgestellt waren.

Durch die zunehmende Anzahl der Baureihe 250 konnte die 254 auch aus Sachsen abgezogen werden. Aus wirtschaftlichen Gründen entschloss sich die DR alle Lokomotiven der Baureihe 254 deswegen im Bw Engelsdorf zusammenzuziehen. So gelangten zum Winterfahrplan 1979/80 zunächst zwei weitere Loks in den Bestand des Bw Engelsdorf - die Reichenbacher 254 052 und die letzte Leipziger 254 056. Im Oktober wechselte dann die 254 065 und im Dezember die 254 066 und 114. lediglich Reichenbach behielt vorerst noch einen kleinen Bestand. Zum Jahreswechsel 1979/80 ergab sich damit folgender Bestand in der DDR:

Engelsdorf 15 254 021, 040, 052, 056, 065, 066, 069, 082, 089, 106, 110, 114, 115, 153, 154
Reichenbach/Vogt. 4 254 016, 020, 059, 078
BKK-Bitterfeld: 2 1-1121 (ex 057), 1-1122 (ex 058)
Gesamt 21


Schrittweise gab Reichenbach 1980 noch die 254 016 (Januar), 059 (Februar), 020 (März) nach Engelsdorf ab. So dass nur noch die mit Rangierfunk ausgerüstete 254 078 in Reichenbach verblieben war.

Um Dieselkraftstoff einzusparen, hatte man in Zwickau bereits Ende 1979 überlegt eine E-Lok am Ablaufberg einzusetzen. Dort kamen bislang zwei Lokomotiven der Reihe 106 zum Einsatz, die ständig mit einem sechsachsigen, mit Betongewichten beladenen Bremswagen gekuppelt waren, um so die nötige Reibungsmasse für Brems- und Druckvorgänge zu erreichen - teilweise mussten von den Loks immerhin Güterzüge mit mehr als 2000t Gewicht gehalten werden. Während eine Diesellok weiter unabdingbar war, da die Richtungsgleise nicht unter Fahrleitung standen, konnte die andere Lok am Ablaufberg ohne weiteres durch eine E-Lok ersetzt werden. Die Wahl fiel auf eine 254, da die sechsachsige Lok auch ohne Bremswagen, die nötigen Voraussetzungen erfüllte. Vom 24. bis zum 27. März 1980 wurde deswegen die bereits in Zwickau abgestellte 254 078 durch den SF-Posten Zwickau mit Rangierfunk ausgerüstet. Anschließend kam die Lok ab dem 31. März zum Testeinsatz im Abdrückbetrieb am Ablaufberg in Zwickau. Da sich die Lok erwartungsgemäß hervorragend bewährte, wurde am 1. Mai 1980 der planmäßige Einsatz dieser Baureihe als Drucklok in Zwickau eingeleitet. Damit war Zwickau die erste Dienststelle der DR, die Altbau-E-Loks planmäßig als Rangierloks einsetzte.

Zum Sommerfahrplan 1980 wurde in Engelsdorf ein 8-tägiger Umlauf aufgestellt wurde, zwei Plantage wurden dabei vom Bw Altenburg erbracht. Zum Winterfahrplan waren dann sogar 9 Lokomotiven in einem Umlauf zusammengefasst. Die Eisenschweine befuhren damals vor allem die Relationen Magdeburg - Dessau - Leipzig - Dresden, Leipzig - Zwickau, Leipzig - Erfurt- Neudietendorf.

Bis Anfang Oktober 1980 war die 254 078 nahezu ohne Unterbrechung am Ablaufberg in Zwickau eingesetzt gewesen. Neben dem Ablaufberg-Dienst gehörten dabei auch täglich fünf Schleppfahrten vom Güterbahnhof zum 2 km entfernten Ablaufberg zum täglichen Brot der 254 078. Planmäßige Wartungsarbeiten wurden einmal pro Woche im Bw durchgeführt. Doch am 9. Oktober 1980 wurde die Lok wegen einer Entgleisung von Ablaufberg abgezogen und war anschließend ab 13. Oktober wieder als Heizprüflok in der Abstellanlage der Reisezugwagen anzutreffen. Ihren Dienst übernahm die 242 259 des Bw Halle P, die allerdings wieder einen Bremswagen benötigte. Erst am 2. Dezember 1980 übernahm nach der Reparatur wieder die 254 078 den Dienst am Ablaufberg. Der Einsatz der 254 hatte sich grundsätzlich bewährt, dennoch zeigte sich, dass einige technische Änderungen notwendig waren, um den Einsatz zu optimieren. So war die Funkantenne auf dem vorgezogenen Blech des Führerstandsdach zu niedrig und führte im Bereich des Stellwerks 15 zu einem Funkloch. Um diesen Fehler zu beheben, war der Abbau eines Bügels nötig, um so die Antenne größer gestalten zu können. Auch bei anderen Bedienungselementen wie z.B. Bremse, Sifa, oder Sandungsvorrichtungen waren einige Anpassungen notwenig. Doch die umfangreichen Umbauarbeiten konnten nicht an der 254 078 durchgeführt werden, da die Lok ja ständig am Ablaufberg gebraucht wurde, so dass die Lokleitung in Zwickau um eine weitere 254 bat, die man in Ruhe umbauen konnte.

Im Februar 1981 musste die 254 065 nach einem Unfall in Angersdorf bei Halle aus dem Bestand gestrichen werden. Bis 24.11.1981 war die 254 065 dann im Bw Leipzig West beheimatet worden.

Im April 1981 erhielt dann Reichenbach die 254 069 für die vorgesehenen Umbauarbeiten. Damit waren kurzzeitig - zumindest buchmäßig - noch einmal zwei Loks in Reichenbach stationiert. Während die 254 078 weiter Dienst am Ablaufberg tat, rüstete das Bw Zwickau die 254 069 entsprechend der bemerkten Fehler beim Einsatz der 254 078 um. Innerhalb eines Zeitraums von fünf Monaten wurden u.a. folgende Arbeiten an der 254 069 durchgeführt:

Am 29. September 1981 war die Lok soweit fertig, dass eine erste Probefahrt unternommen werden konnte. Nach einigen Anpassungen konnte die 254 069 schließlich Anfang Oktober die 254 078 am Ablaufberg ersetzten. Die 254 078 sollte zunächst noch als Reservedrucklok in Zwickau verbleiben. Dass die Lok noch mal zum Einsatz kam, ist aber wahrscheinlich, da die 254 069 zwischen Oktober und Dezember 1981 ganze 52 Tage abgestellt war und auf fehlende Ersatzteile wartete. Die 254 078 war dagegen in den neun Monaten zuvor nur 59 Tage nicht in Betrieb gewesen. Doch die Anfangsschwierigkeiten gaben sich bald und die 254 069 wurde die nächsten Monate unter dem Funknamen „Romulus“ am Ablaufberg eingesetzt und soll dabei beim Personal sehr beliebt gewesen sein.

Im Herbst 1981 kam die erste 250 zur Personalschulung nach Engelsdorf und läutete damit endgültig das langsame Sterben der 254 in der DR ein.

Im März 1982 entgleiste die BKK-Werklok 1-1121 (ex 254 057) und musste abgestellt werden. In der Zwischenzeit übernahmen freie 254 des Bw Engelsdorf die Beförderung der Braunkohlezüge. So kamen u.a. die 254 016, 021, 052, 056 und 153 jeweils für mehrere Wochen leihweise zum BKK Bitterfeld. Da der Reparaturaufwand der 1-1121 relativ hoch war und gleichzeitig des Bw Engelsdorf einen Überhang an Lokomotiven der BR E 94 hatte, entschloss sich das BKK die Lok auszumustern und gleichzeitig neue Werkloks zu beschaffen. Dafür wurde die 1-1121 zunächst im Bw Leipzig West abgestellt und zur Ersatzteilgewinnung freigegeben. Am 29. September 1982 kam die Lok dann schließlich zum Bw Engelsdorf, wo alle wiederverwertbaren Teile ausgebaut wurden. Im Februar 1983 wurden die Reste der Lok bei einer Feuerlöschübung im Bw Leipzig-Wahren verbrannt und anschließend verschrottet. Am 1. September 1982 erwarb das BKK die 254 089 und am 20. Dezember 1982 die 254 082 von der DR. Während die 254 089 die freigewordene 1-1121 zugewiesen bekam wurde die 254 082 nun als 1-1179 bezeichnet. Die 1-1121 und 1-1122 waren weiter mit Kohlezügen zwischen Delitzsch und Burgkemnitz unterwegs, die 1-1179 rangierte dagegen im Übergabebahnhof Delitzsch.

Im Sommer 1982 gab es dann zwei Umläufe in Engelsdorf, einen Mischplan mit 2x 254 und 1x 250 und einen arteigenen Plan mit sechs Lokomotiven. Zusätzlich hatte die designierte Museumslok 254 056 einen Reserveplan erhalten. Die Lok war 1981 in den Traditionsbestand des Verkehrsmuseums Dresden übergegangen und sollte deswegen möglichst geschont werden.

Bereits im Mai 1982 stand die 254 078 des Bw Reichenbach zur Hauptuntersuchung im RAW Dessau an. Dort traf im Spätsommer auch die 254 021 des Bw Engelsdorf ein. Die HU für die 254 021 wurde allerdings nicht genehmigt und die Lok wurde statt dessen als Ersatzteilspender für die 254 078 verwendet. Da der Plan aber die Fertigstellung der 254 021 vorsah, wurde die 254 078 kurzerhand in 254 021 umgezeichnet und kehrte unter diese Nummer Ende Oktober zum Bw Engelsdorf zurück. Gleichzeitig wurde die 254 021 als 254 078 umgezeichnet per 12. Oktober 1982 ausgemustert. Damit war die Ersatzlok des Bw Zwickau endgültig abgezogen worden. Die als Ersatzteilspender für 254 078 verwendete 254 021 wurde 1982/83 in Dessau verschrottet.

Im Jahr 1983 übernahm das Bw Halle die Untersuchung für die Werkloks des BKK Bitterfeld, die dadurch auch die Zulassung für die Strecke Bitterfeld - Halle erhielten.

Der Zugang weiterer Neubauloks der Reihe 250 reduzierte das Einsatzgebiet der 254 im Sommer 1983 weiter. Nur noch sechs Lokomotiven wurden planmäßig benötigt. Die Leistungen nach Dresden-Friedrichstadt, Magdeburg-Rothensee und Neudietendorf waren stark zurückgegangen. Gleichzeitig kamen die Loks über die neu elektrifizierte Strecken nun auch bis Seddin, Trebbin und Michendorf.

Im Herbst 1983 erlitt die BKK 1-1179 einen schweren Brandschaden, der einen Führerstand und ein Drittel des Maschinenraums stark beschädigte. Die Lok kam zunächst zur Ausbesserung ins RAW Dessau, da dort aber kurzfristig keine Kapazitäten frei waren, wurde die Lok ins Bw Halle P überführt. Zwar war das Bw für eine Instandsetzung dieser Größenordnung eigentlich nicht vorgesehen, dennoch konnte die Lok bis zum Jahresende wieder repariert dem BKK übergeben werden.

Zum Jahreswechsel 1983/84 ergab sich damit folgende Bestandsverteilung:

Engelsdorf 14 254 016, 020, 021 (II), 040, 052, 056, 059, 066, 106, 110, 114, 115, 153, 154
Reichenbach/Vogt. 1 254 069
BKK-Bitterfeld: 3 1-1121 II (ex 089), 1-1122 (ex 058), 1-1179 (ex 082)
Gesamt 18


Zum Sommer 1984 fielen die Leistungen nach Seddin, Trebbin und Michendorf an die Baureihe 250. Dennoch konnte sich der Bestand in Engelsdorf noch halten, da eine schlimme Energiekrise zu diesem Zeitpunkt die Abstellung der Altbau-E-Loks und auch der letzten Dampfloks verhinderte. Anfang August erhöhte sich der Bestand sogar noch einmal auf 15 Lokomotiven, als die bis zu ihrer Abgabe am Ablaufberg in Zwickau eingesetzt 254 069 am 8. August 1984 nach Engelsdorf umstationiert wurde. Die 254 069 hatte am 12. April 1984 einen Kabelbrand erlitten und kam deswegen am nächsten Tag bereits in RAW Dessau zur Reparatur. Obwohl Zwickau hoffte die Lok bald wieder zurückzubekommen, gelangte die Lok nach der Reparatur zum Bw Engelsdorf. Ob die Funkausrüstung der Lok dabei in Dessau zurückgebaut worden war oder ob der Rückbau erst in Engelsdorf erfolgte ist nicht bekannt.

Gleichzeitig nahm aber die kritische Lage der Ersatzteilsituation bei den Altbau-Loks der Reihen 244 und 254 immer mehr zu. Nach leichteren Schäden wurden deswegen die 254 021 (II) (ex 254 078) am 12. Dezember 1984 und die 254 020 am 24. September 1985 ausgemustert und als Ersatzteilspender verwendet. Die 254 020 kam ins Bw Halle P und musste ihre Teile für die defekten Loks des BKK Bitterfeld hergeben. Noch bis März 1988 war der Loktorso vorhanden. Die 254 021 (II) war dagegen bereits kurz nach der Außerdienststellung im Jahr 1984 verschrottet worden.

Zum 31. Dezember 1985 zeigte sich folgende Bestandsübersicht:

Engelsdorf 13 254 016, 040, 052, 056, 059, 066, 069, 106, 110, 114, 115, 153, 154
BKK-Bitterfeld: 3 1-1121 II (ex 089), 1-1122 (ex 058), 1-1179 (ex 082)
Gesamt 16


Einen spektakuläre Umbau musste die beim BKK eingesetzte 1-1179 zwischen Oktober 1984 und März 1985 über sich ergehen lassen. Um die Lok als Rangierlok sowohl auf den DR-Strecken als auch im Gleichstromnetz in Delitzsch-Südwest einzusetzen, entschloss sich das BKK Bitterfeld zum Umbau in eine Zweisystemlok. In der BKK-Werkstatt in Roitzsch bekam die Lok deswegen zwei 1500-V Gleichstrommotoren in ein Drehgestell eingebaut. Durch den Umbau musste die Höchstgeschwindigkeit auf 65 km/h reduziert werden. Im anschließenden Probebetrieb, der bis Oktober 1985 andauerte, zeigte es sich, dass die Lok trotz des höheren Gewichts nur noch 1000 t-Züge (statt wie bisher 2000 t-Züge) befördern konnte. Im November verweigerte die DR dann die Betriebsgenehmigung für die Strecke nach Burgkemnitz, so dass die BKK das Experiment mit der Abstellung der Lok beendete. Der Rangierdienst in Delitzsch wurde von der DR 244 133 übernommen, die das BKK von der DR zu diesem Zweck angemietet hatte.

Im Sommerfahrplan 1985 fuhr das Bw Engelsdorf keine hochwertigen Güterzugleistungen mehr mit der 254. Die bis dahin gefahrenen Züge nach Dresden-Friedrichstadt, Magdeburg-Rothensee und Neudietendorf waren endgültig auf die 250 übergegangen. Hauptlast waren nun Güterzüge im Leipziger Raum, aber auch Reichenbach/Vogtl., Riesa, Dessau und Frankleben im Geisetal wurden noch erreicht. Ein besonderer Langlauf war der 254 allerdings noch verblieben. Um eine Diesellok auf der Strecke Leipzig - Geithain - Karl-Marx-Stadt (Chemnitz) einzusparen, beförderte eine 254 den Planzug über die elektrifizierte aber wesentlich längere Strecke via Riesa, Dresden und Freiberg.

Die weiter anhaltende angespannte Lage im Energiesektor war wohl auch der Grund für eine erneute Laufplanerweiterung im März 1986, als wieder acht Plantage von der 254 gefahren wurden. Dresden-Friedrichstadt wurde wieder mit mehreren Leistungen angefahren und auch Magdeburg-Rothensee, Zwickau und Neudietendorf waren wieder im Plan enthalten. Im Sommerfahrplan wurde dann sogar Potsdam/Seddin und Stendal erreicht. Doch das letzte Hoch der 254 bei der DR dauerte nur wenige Monate. Die neue 243, die mittlerweile in Massen gebaut wurde, machte die Eisenschweine ersetzbar.

Mit der Hauptuntersuchung der 254 106 führte die DR Ende November 1986 die letzte E 6 an einer 254 durch. Alle dazu erforderlichen Sonderwerkzeuge wurden im Anschluss daran bis Anfang 1987 verschrottet. Da die Loks im Gegensatz zu der DB in der DDR nur 5 Jahre zwischen den Hauptuntersuchungsfristen hatten, war das Ende der 254 bis 1992 damit abzusehen.

Als erstes traf es die 254 154, die am 14. Mai 1987 außer Dienst gestellt wurde. Die Lok kam ins RAW Dessau zum Ausschlachten und wurde bis zum Herbst 1987 verschrottet. Die seit 1985 in Delitzsch abgestellte 1-1179 wurde 1987 endgültig ausgemustert und im Dezember 1987 in Roitzsch hinterstellt. Am 1. Dezember 1987 musste schließlich die 254 016 nach einem Brandschaden den Einsatz quittieren, kam anschließend ins Bw Leipzig West, wo die Lok zwischen August 1988 und April 1989 zerlegt wurde.

Zum Jahreswechsel 1987/88 waren damit noch 13 betriebsfähige Lokomotiven in der DDR vorhanden.

Engelsdorf 11 254 040, 052, 056, 059, 066, 069, 106, 110, 114, 115, 153
BKK-Bitterfeld: 2 1-1121 II (ex 089), 1-1122 (ex 058)
Gesamt 13


Auch 1988 sank der Stern der 254 weiter. Die zunehmende Neulieferung der 243 setzte 250er frei, die dann Leistungen der 254 übernahmen. Insgesamt wurden ab dem 1. Januar 1988 nur noch drei Plantage in Engelsdorf gefahren. Immerhin enthielt der Plan in der Nacht von Tag 1 auf Tag 2 noch einen Langlauf von Köthen über Halle und Leipzig nach Dresden-Friedrichstadt und eine anschließende Rückleistung nach Engelsdorf. Eine weitere Lokomotive kam planmäßig über den nördlichen Güterring in Leipzig und mit einem weiteren Zug von Engelsdorf bis Borna. Donnerstags wurde Neudietendorf angefahren. Zwei weitere Loks wurden an Samstagen benötigt um einen Zug von Altenburg nach Leipzig zu bringen. Der Rest fuhr wild in Plänen der 250 oder war als Bereitschaftslok eingeteilt.

Als Ersatzteilspender wurde 1988 die abgestellte 1-1179 vom BKK Bitterfeld von der DR zurückerworben und im November 1988 zum Bw Halle P als Ersatzteilspender überführt.

Die Verschrottung der nötigen Werkzeuge und technischen Ausrüstung für eine Hauptuntersuchung wurde auch den an das BKK Bitterfeld verkauften Loks zum Verhängnis. Als 1988 auch die 1-1121 (II) zur HU anstand, spitze sich die Situation für die Kohletransporte des BKK Bitterfeld zu. Schließlich kaufte das BKK Bitterfeld Anfang Januar 1988 von der DR die Neubauloks 211 026, 030 und am 1. März 1988 die 211 031 und 032, die als 4-1314 bis 4-1317 in den Bestand eingereiht wurden und fortan in Doppeltraktion (!) die Co-Co-Krokodile ersetzten. Die noch vorhandene 1-1122 übernahm dadurch den Rangierdienst in Delitzsch. Damit konnte die 1-1121 (II) ausgemustert werden. Aufgrund der weiter angespannten Ersatzteilsituation, kaufte die DR 1989 auch diese Lok vom BKK Bitterfeld zurück, um ihnen einige Komponenten entnehmen zu können.

Erstaunlicherweise bekam die BKK 1-1122 Ende 1988 dagegen noch eine Untersuchung mit Fristverlängerung im Bw Halle P und der Hw Gräfenhainichen, so dass die Lok wieder in den Betrieb zurückkehren konnte.

Am 13. Juni 1988 musste die 254 069 wegen eines Rahmenschadens aus dem Bestand ausscheiden und wurde anschließend in Engelsdorf als Ersatzteilspender verwendet. Im Mai 1989 waren die letzten Reste der Lok verschrottet worden.

Genau ein Jahr später traf es die 254 114 und - nach einem Brand im Führerstand - Mitte Juli 1989 die 254 115, so dass zum Jahreswechsel 1989/90 nur noch 9 Lokomotiven in der DDR in Betrieb standen:

Engelsdorf 8 254 040, 052, 056, 059, 066, 106, 110, 153
BKK-Bitterfeld: 1 1-1122 (ex 058)
Gesamt 9


Im Winter 1988/89 gab es noch zwei verschiedene Pläne in Engelsdorf, die insgesamt sechs Loks einbanden, wobei die Loks aber die meiste Zeit als Reserve herumstanden. Gefahren wurden noch einige Leistungen zwischen Leuna, Espenhain, Altenburg, Neukieritzsch, Zwickau, Leipzig und Großkorbetha. Drei Tage waren die Loks als ODL-Reserve in Engelsdorf hinterstellt.

Im Sommer 1989 wurden immer noch sechs Loks planmäßig benötigt, An den Plänen hatte sich nicht viel geändert. Schwerpunktmäßig wurden die KBS 210 bis Eisernburg, KBS 460 (nach Böhlen, Espenhain, Neukieritzsch und Reichenbach sowie die KBS 510 bis Großkorbetha befahren. Zwei Loks waren dabei als ständige Reserve eingeteilt, während die dritte Lok Montag bis Samstag einen Zug von Engelsdorf nach Reichenbach bespannte. Die Rückleistung erfolgte LZ bis Neukieritzsch, von dort mit einem Zug nach Espenhain, anschließend LZ nach Böhlen, wo erneut eine Leistung nach Espenhain übernommen wurde. Mit einem Leerzug erreichte die Lok anschließend Delitzsch Südwest und kehrte mit einem Kohlezug nach Leipzig-Connewitz zurück. Sonntags waren noch Leistungen nach Halle, Angersdorf und Löbstädt zu fahren. Insgesamt wurden werktags noch durchschnittlich 286 km und sonntags noch 204 km erreicht.

Ab 24. September 1989 wurden die noch vorhandenen Loks der Reihe 254 dann wieder mehr gefordert. Erneut waren zwei Umläufe mit je 3 Tagen aufgestellt worden, die aber wieder wesentlich weniger Dispositionsleistungen enthielten und die Loks wieder breiter (u.a. wieder bis nach Dresden) einsetzten. Dabei durchsetzten allerdings auch immer wieder Neubauloks der Reihe 250 den Plan. Gefahren wurden u.a. folgende Leistungen (ohne L-Fahrten):

Plan 1: Tag 1
54671 Engelsdorf (0:51) - Altenburg (2:18)
56097 Böhlen (5:29) - Zwickau (6:53)
51344 Zwickau (9:41) - Halle (12:33)
54617 Halle (15:42) - Leipzig-Wahren (16:19)
57660 Leipzig-Plagwitz (18:40) - Espenhain (19:28)
56670 Espenhain (21:37) - Großkorbetha (1:13)
Plan 1: Tag 2:
56670 Espenhain (21:37) - Großkorbetha (1:13)
54650 Großkorbetha (5:01) - Engelsdorf (6:12)
53635 Engelsdorf (9:26) - Dresden-Friedrichst. (11:42)
50340 Dresden-Friedrichst. (16:25) - Engelsdorf (19.22)
Plan 1, Tag 3
56697 Engeldorf (3:38) - Reichenbach (6:21)
72627 Neukieritzsch (9:45) - Böhlen (9:59)
56644 Neukieritzsch (12:45) - Angersdorf (15.29)
54603 Angersdorf (19:01) - Leipzig-Wahren (20:09)
48311 Leipzig-Wahren (21:27) - Engelsdorf (21.57)

Plan 2; Tag 1:
56069 Böhlen (10:36) - Espenhain (10:51)
56672 Espenhain (12:24) - Großkorbetha (14:00)
58603 Großkorbetha (17:37) - Leipzig Bayr. Bf. (19:01)
58619 Leipzig Bayr. Bf. (20:57) - Neukieritzsch (21:20)

Plan 2, Tag 2: Mo-Sa
56004 Neukieritzsch (2:46) - Großkorbetha (4.18)
7982 Großkorbetha (5:51) - Leipzig Hbf (6:40)
498 Leipzig Hbf (7:53) - Taucha (8:20) nur Di, Do, Sa
59631 Taucha (8:48) - Lobstädt (9:57) nur Di, Do, Sa
59624 Leipzig-Wahren (8:39) - Lobstädt (9:57) nur Mo, Mi, Fr
55660 Lobstädt (11:30) - Engelsdorf (12:40)

Plan 2, Tag 2: So
56004 Neukieritzsch (2:46) - Großkorbetha (4.18)
54640 Großkorbetha (8:51) - Leipzig-Wahren (9.48)
73685 Leipzig- Wahren (11:10) - Leipzig MTh Bf (11:15) nur So
54663 Leipzig MTh Bf (12:16) - Engelsdorf (13:26)

Plan 2, Tag 3: nur So
56200 Engelsdorf (4.18) - Halle (5:29)
59624 Angersdorf (6:57) - Leipzig-Wahren (9:57)
55660 Leipzig-Wahren (11:30) - Engelsdorf (12:40)

Doch leider waren die letzten Eisenschweine nicht lange in diesem Plan. Der drastische Rückgang der Verkehrsleistungen nach den politischen Umbrüchen und der Wiedervereinigung im Jahr 1989 führten zwischen Juni und August 1990 zu einem massiven Verkehrsrückgang und damit zur Abstellung der noch verbliebenen Eisenschweine - mit Ausnahme der als Museumslok vorgesehenen 254 056.
Während die 254 110 im Juni 1990 abgestellt werden musste, senkte sich bei den 254 153, 059, 066, 040, 052 per Verfügung vom 4. August 1990 der Bügel. Als letzte E 94 der DR wurde am 13. August 1990 die 254 106 stillgelegt. Alle Loks verblieben aber zunächst als MfV-Reserve im Einsatzbestand. Während die 254 106 und 153 in Engelsdorf abgestellt wurden, kamen die 254 040, 052, 059, 066 und 110 im Herbst 1990 in das Bw Zeitz.

Zum 31. Dezember 1991 wurde dann die 254 153 z-gestellt. Die z-Stellung der 254 040, 052, 059, 066, 106, 110, 153 erfolgte zum 30. (nur 254 040) bzw. 31. Januar 1992. Am gleichen Tag wie die z-Stellung wurden alle Lokomotiven inklusive der bereits am 31. Dezember abgestellten 254 153 dann auch ausgemustert.

Während die DR-254 damit aus dem Bestand ausgeschieden war, fuhr die beim BKK Bitterfeld vorhandene 1-1122 immer noch Rangier- und Übergabedienste in Delitzsch. Am 5. September 1991 weilte die 1-1122 der nun als MIBRAG bezeichneten Braunkohlegesellschaft Bitterfeld sogar noch mal zu einer Bedarfsausbesserung im RAW Dessau. Erst im Jahr 1992 wurde die Lok am Gelände der MIBRAG abgestellt.

1992 wurden die beiden Ersatzteilspender 1-1121 und 1-1179 aus Halle zum Bw Falkenberg überführt, wo sie noch Ende Januar 1993 angetroffen werden konnten. Auch die 254 114 und 115 waren unterdessen nach Dessau zur Zerlegung abgefahren worden.

Doch bis Mitte 1993 waren die Loks dann zerlegt. Im Oktober 1994 wurde die 254 153 zur Verschrottung nach Großsteinberg überführt.

Damit waren noch folgende DR 254er vorhanden, deren Geschichte in der Rubrik Museumsloks behandelt werden soll:
E 94 040, 052, 056, 058 (1-1122), 059, 066, 106, 110


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